BUCHCOVERREZENSION
Sullivanmj Zeitenfeuer

MICHAEL J. SULLIVAN –

The First Empire - Zeitenfeuer

Das geschriebene Wort sollte garantieren, das man nichts vergisst. Jedes überlieferte Wort ist unsterblich. Micheal J. Sullivan entpuppt sich, unter anderem, auch als ein Philosoph. Aristoteles („Lerne von Deinem Gegner“), Seneca („Zeit und Leben“) und Sokrates („Ich weiß, dass ich nicht weiß“) haben ja schon öfter nach einem vierten Mann für ihren Skat gesucht, auch wenn das mit dreien gehen würde. Mit M.J. werden sie ihn wohl auch gefunden haben. Der Mann ist irgendwie, ganz anders drauf. Die vorher genannten Herren werden das begrüßen. Vor allem auch deswegen, weil Sullivan, sehr nachhaltig, eine Grenze durchbricht, die jahrhundertelang unser Wesen und Denken beeinflusste, die dann sagt, eine Frau ist weniger wert, als ein Mann. Was nie hätte passieren dürfen. Alle Naturvölker haben das Matriarchat. Und hier ist es nicht so, dass der Mann kleingehalten wird, sondern Bestandteil einer Natur ist, wo beide Geschlechter neben- und miteinander agieren werden. Eigentlich. Aber vor ihm hat ja auch keiner geglaubt, dass ein Rhune, Mensch, in der Lage ist, einen „Gott“ zu töten, auch wenn das ein falscher ist. Raithe war der erste. Er hat den Fhrey erlegt, der seinen Vater, vor seinen Augen einfach mal so niedergemetzelt hat. Ohne wirklichen Grund. Nun gut, er hatte Hilfe. Malcolm, der ehemalige Sklave der „Götter“ kann gut mit Steinen umgehen. Ihre Flucht führte sie nach Dahl Rhen, wo Persephone, nach dem Tode ihres Mannes, die Geschicke ihres Volkes lenkt. Die Rachegelüste der Fhrey, speziell die Sparte der Miralyith, folgen ihnen jedoch auf dem Fuße. Nachdem die ersten Schläge abgewehrt werden konnten, entwickelt sich in Dahl Rhen ein interkontinentales und multikulturelles Leben. Arion, ehemalige Hohepriesterin der Miralyith, die ein Rhune-Mädchen entdeckte, das ihre! Fähigkeiten hat, und ein halbes Dutzend „Gottes“-Krieger der Fhrey, von den Instarya, die sich weigerten hilflose Menschen zu töten, haben die Seiten gewechselt, leben jetzt mit einem Riesen, der sogar richtig gut kochen kann, drei Zwergen, die eigentlich auch nur Flüchtlinge sind und den Menschen des Dahl Rhen plötzlich zusammen. Ist schon etwas ungewöhnlich. Doch dieser Friede wird nachhaltig zerstört. Dahl Rhen ist nicht mehr zu halten und auch nicht mehr bewohnbar. Man muss sich zurückziehen. Woanders neu anfangen. Der erste multikulturelle Flüchtlingstreck der neuen Fantasy-Literatur ist auf dem Weg. Nach Dahl Tirre. Michael J. Sullivan ist ein kleines Schlitzohr, aber auch ein nachdenklicher Schriftsteller. Die Clans der Rhunes, Menschen, sind nicht gerade gut aufeinander zu sprechen. Die Jahrhunderte alte Politik der Fhrey greift sehr gut. Wie deren Oberhaupt, der Fhan, genüsslich betont, wir machen, hin und wieder mal, eine Volkszählung. Sollten die Rhune, die Riesen, die Zwerge, Gnome, egal wer, zu zahlreich werden, dann hetzen wir sie einfach gegeneinander auf. Das ist eine sehr makabre Version einer Geburtenkontrolle, sollte aber, in der Geschichte dieses, unseres, Planeten, nicht wirklich unbekannt sein. Im Gegenteil. M.J. versucht ein neues Kapitel zu öffnen. Persephone ruft den Rat der Rhune-Clans ein. Widerstand gegen die Fhrey. Eigentlich darf sie das nicht, weil sie eine Frau ist. Praktisch sollte es gehen, weil sie, bis hierhin, die Geschicke Dahl Rhen geleitet hat und ein gewähltes Clanoberhaupt ist. Die Herren der Schöpfung, die sich jetzt versammeln, sind alles andere als erfreut, aber wittern jetzt Chancen, sich in Schwanzlängen zu messen, und die Frau mal richtig abzusemmeln. Wäre nicht Raithe noch am Start. Doch der will nicht wirklich. Sein Clan besteht nur noch aus ihm selbst, einem Waisenknaben und Malcolm, was dann eine starke Streitmacht darstellen soll? Der Gottestöter ist nicht nur skeptisch. Er will auch nicht. Sein Plan heißt, Persephone ins Felllager zu bekommen und dann lass alle anderen machen. Gegen die Fhrey braucht man wirksamere Waffen und die hat er nicht. Die Instarya sind, für ihn, auch keine große Hilfe. Sie haben zwar die Armierung und die Techniken, sind aber nicht zahlreich genug und dürfen auch nicht ihresgleichen töten. Instarya hin oder her. Sie haben gezeigt, dass sie kämpfen können, nur nachdem was dann kommt, da ist Michael doch eher ganz bedeckt. Es kann nur einen König geben. Und der muss ein Rhune sein. Und einer, der auch führen kann. Raithe? Nur hat der Schmetterlinge im Bauch und schaut sich lieber die Flora und Fauna an, um seine Gedanken zu verbergen, die recht finster sind. Persephone, und auch andere, dringen nicht zu ihm durch. Hier muss stärkeres Geschütz aufgefahren werden. Michael J. Sullivan besticht auch in seinem zweiten Teil. Da kann man hoffnungsvoll in die Zukunft schauen, dass doch noch etwas mehr kommt. Und musikalisch kann man durchaus auch bei Welicoruss bleiben.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52034-5 485 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

MICHAEL J. SULLIVAN –The First Empire - Rebellion – Archiv Juni 2017