BUCHCOVERREZENSION
Heitzm DieKlingeDesSchicksals

MARKUS HEITZ –

Die Klinge des Schicksals

Markus Heitz will mal eine andere Altersgruppe hervorheben. Hannibal Barkas, der Alptraum des Römischen Reiches im Zweiten Punischen Krieg, war auch nach dessen Ende noch lange militärisch erfolgreich aktiv, wenn auch nicht mehr für seine Heimatstadt Karthago, aus der er flüchten musste, und auch Robin Hood soll, im Rentenalter, noch öfter mal den Bogen gespannt haben. Aber warum immer nur Männer? Markus hatte eine besondere Idee. Danèstara „Danèstra“ Adima Decessa von Tiamin, Hochherrin, ist in einem Alter, wo sie, eigentlich, die kleinen Schreihälse ihrer eigenen Kinder auf den Knien schaukeln und ihnen Märchen vorlesen sollte. Aber hier meint das Schicksal, doch etwas anderes sagen zu wollen. Danèstra wurde öfter in Situationen geschickt, wo sie manche Dinge wieder gerade biegen soll, welche das Schicksal gerade zerknautscht hat. Nachdem sie, öfter im Nachthemd und auch noch jünger als heute, an verschiedenen Tatorten sich materialisiert hat, wo sie nicht wirklich etwas tun konnte, hat dann der Lernprozess eingesetzt. Schön, dass man andere Leute plötzlich in voller Rüstung, und bis an die Zähne bewaffnet, schlafen, oder auch nicht, lässt, während man sich selbst völlig entspannt seiner eigenen Nachtruhe hingeben möchte. Das Markus Heitz, manchmal, einen recht entspannt-kruden Humor hat, kennen wir, aber das was er hier auf den ersten Seiten schon anbringt, ist doch etwas seltsam. Geschäfte machen, mit den Hinterlassenschaften von gerade zum Tode verurteilten Delinquenten, ob schuldig oder nicht, interessiert kein Schwein, die noch nachzappelnd, mit dem Hals in der Schlinge hängen, könnten exorbitante Zutaten für neue Zaubersprüche sein. Bis hin zu neuen Rezepten für Kannibalen. Der Bestatter, der eigentlich den letzten Weg sauberwischen sollte, könnte hier, durchaus, als Küchen-, Koch- und Putzgehilfe fungieren. Klingt makaber, aber bei Markus Heitz ist doch immer wieder und für jeden etwas dabei. Für die Erfindung des Reisesarges sollte er vielleicht doch mal zum Patentamt gehen. Bevor Quent das tut, der seinen, gerade verstorbenen, Meister eintütet, um ihm seinen letzten Willen zu erfüllen und ihn in seine Heimat zurückbringen will. Der Zauberer war auf einer Mission, hat was geklaut und ist gescheitert. Aber damit etwas ausgelöst, mit dem die existierende Welt so richtig Probleme bekommen wird. Das Schicksal wird jetzt etwas konfus. Klar, irgendwie kann es seinen Fernsehabend als versaut betrachten und das Dosenbier ist, wahrscheinlich, auch gerade zur Neige gegangen. Danèstra landet, mitten in ihrer Nachtruhe, auf einem Schlachtfeld und rettet eine junge, schwangere Frau, die obendrein noch Informationen haben möchte, von einer Verschwörung gegen die Reiche der Menschen und auch Namen von Mitwissern kennen will, die mit der jetzt rebellierenden Wildnis gemeinsame Sache machen wollen. Nur passen nicht alle Puzzleteile so zusammen, wie sein es sollte. Danèstra kann das nicht gut heißen. Sie ist die „Klinge des Schicksals“. Und stellt Fragen. Kommt aber nicht an die junge Frau heran. Kalenia, eines Köhlers Tochter, hat eigene Geheimnisse und Pläne. Irgendwie hat das Schicksal hier den Überblick verloren. Klingt traurig, scheint aber wahr zu sein. Dafür drückt es jetzt Markus Heitz das Bügeleisen in die Hand. Dass das die richtige Wahl war, kann man getrost bejahen. Herr Heitz entwickelt ja öfter und gerne eigene Ideen und nimmt die Handlungen dann auch in die eigene Verantwortung, da könnte das Schicksal schon mal Tränen in den Augen bekommen und sich zurückgesetzt fühlen. Nur, wenn man sich verzettelt hat, sollte man durchaus ein Outsourcing betreiben, gerade wenn man auf solche Kapazitäten, wie Markus Heitz und Danèstra, die ja obendrein noch über eine, wenn auch zahlenmäßig geringe, aber dafür umso schlagkräftigere, Unterstützung verfügt, zurückgreifen kann. Immerhin ist eine ganze Welt in Gefahr. Die Erkenntnis, dass das Schicksal gerade auf das falsche Pferd gesetzt hat, muss jetzt natürlich auch erst mal wachsen. Bevor jemand hier eine Korrektur vornehmen kann. Bis dahin werden so manche Leute Opfer ihrer eigenen Gier, von Seeschlangen, marodierenden La-Coste-Maskottchen und auch noch anderen Vertretern einer, uns vielleicht doch nicht so fremden, Natur oder auch von gewissen Erfindungen, die nur hochentwickelte Gehirne sich ausdenken konnten. Eine Maus würde nie eine Mausefalle erfinden. Die Katze auch nicht, sie bekommt die Maus auch so. Der Mensch ist da schon etwas weiter. Der hat die Waffen erfunden, die alles auslöschen können oder besser ausgedrückt, er ist eher weit hinter der Intelligenz einer Katze zurückgeblieben. Er bekommt die Maus nicht, trotz Mausefalle. Markus Heitz, ein Philosoph, nur im anderen Sinne. Nebenbei nimmt er die Tätigkeit von Kollegen unter die Lupe. Vom selbst ernannten Biografen der Hochherrin von Tiamin, Tintenfain, (den Vornamen lassen wir mal, der ist etwas seltsam und länger als so manche Bundesstrasse) der gerade Danèstras Lebenslauf skizzieren und sich dabei viele Freiheiten herausnehmen möchte, um mit einer, sagen wir mal sehr geschönten und stark übertriebenen Helden-Romantik viel Geld zu verdienen. Schriftsteller, unter sich! Zumindest kann man bei Markus Heitz sicher sein, das er öfter mal was Neues hat.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-65448-4 570 Seiten 16,99€ (D) 17,50€(A)

MARKUS HEITZ – Die dunklen Lande – Archiv April 2019