BUCHCOVERREZENSION
Poznanskiu Vanitas SchwarzWieErde

URSULA POZNANSKI –

Vanitas – Schwarz wie Erde

Ein erster kleiner Tipp bei Besuchen. Wenn man Kekse nicht essen möchte, könnte man sie als Dekoration für den Kaffeetisch benutzen. Der Spruch, durch die Blume zu sprechen bekommt hier auch eine neue Bedeutung. Ursula Poznanski ist nicht nur Schriftstellerin, sondern auch eine Kennerin der Flora. Locker, flockig fegt sie durch die Handlung und einen Mangel an Fettnäpfchen, in die ihre Protagonistin treten soll, weiß sie aktiv zu umgehen. Sie stellt sie hin, wie Katzenfutter. Liebevoll und immer darauf bedacht, dass ihr Zielobjekt, die Katze ist das garantiert nicht, aber die Romanfigur, die dann auch, mehr oder weniger, zielstrebig hineinstapfen wird. Was uns zu Carolin bringt. Sie ist im Blumenhandel auf einem Friedhof in Wien involviert, allerdings unter der Maßgabe eines Zeugenschutzprogrammes. Eigentlich ist sie jetzt tot. Sie muss, irgendwann einmal, einer Gruppe osteuropäischer Krimineller, in Deutschland, auf die Füße getreten sein. Das diese immer zahlreicher werden, und nicht nur diese, kann man, unter anderem, auch bei Veit Etzold nachlesen. Bei Informationen über ihr Vorleben halten sich Carolin und auch ihre geistige Mutter auffallend zurück, genau, wie diese deutsche Bundesregierung bei Verbrechen gegen ihr eigenes Volk. Verständlich, wenn man um sein Leben fürchten muss. Bei unserer Bundesregierung ist das eher Ignoranz und politische Hilflosigkeit. Und so „genießt“ Caro das einfache Leben in einer Friedhofsblumenhandlung im Nachbarland Österreich, bis Robert, „ihr“ Polizist“, der auch Auge, Ohr und Mund zur Staats- und Schutzmacht ist, auf ganz andere Gedanken kommt. Für ihn scheint die Gefahr zunächst gebannt, der „Osten“ hält still, immerhin gibt es ja genug Fotos von ihrer Beerdigung. Also könnte man Carolin als Lockvogel einsetzen. Sie soll nach München umsiedeln, in die Wohnung neben der Tochter eines Baumagnaten ziehen und diese aushorchen. In der der deutschen Baubranche liegt derzeit so einiges im Argen. Mehrere Unfälle mit tödlichem Ausgang überschatten das ehemalige „goldene“ Nachkriegsgewerbe und die Konkurrenz belauert sich gegenseitig. Eine Journalistin, die einer Fährte folgte, wurde, kurzerhand, einbetoniert. Wobei jetzt noch keiner auf Mord tippen will. Ursula nimmt das, was sie kriegen kann und ein so gut inszenierter Unfall, bei dem eine Frau ums Leben kommt, die sich widerrechtlich auf einer Baustelle aufhielt und dann leider abstürzt, wirft dann doch nicht so viele Fragen auf. Baustellen sind auch im Hellen immer gefährlich, im Dunklen erst recht. Nur, diese Szenarien häufen sich. Als Caro die Münchener Bühne betritt, gibt es noch mal einen sprunghaften Anstieg von „Arbeitsunfällen“, die, wie die Berufsgenossenschaften aus- und eindrücklich feststellen müssen, eigentlich nicht hätten passieren können, dürfen. Wer, bitte, hat nach Arbeitsschluss, wenn man, entweder in der Kneipe beim Feierabendbierchen oder mit der Familie vor der Glotze sitzen sollte, oder umgekehrt? noch etwas auf der Baustelle zu suchen. In Deutschland haben wir, noch, gut geregelte Arbeitszeiten. Bei diesem Spruch werden sich wohl einige Schriftsteller-Innen, allen voran Veit Etzold, Angelika Svensson, Daniel Holbe und auch Klaus-Peter Wolf, so viele mehr, und etliche Gewerkschafter die Nase schnauben müssen, um nicht laut loszulachen. Die noch Kanzlerin Gläubigen angrinsen, um feixend zu sagen, Leute, das ist der Holzweg. Caro und Tamara freunden sich an, geht schneller als der Urknall. Ursula Poznanski, nebenbei Autorin und Blumenkennerin, entpuppt sich jetzt als eine Ratgeberin, wie gehe ich, subversiv, bei meiner Nachbarin vor. Kekse sind als Dekoration ganz gut. Alkoholische Getränkemischungen dürften jedoch mehr dazu beitragen, Zungen zu lösen, die bei dem Genuss von Milch, Kaffee oder Tee lieber den Knoten bei behalten wollen. Wie hole ich relevante Informationen. Für einen Menschen, der eigentlich unter dem Radar fliegen sollte, geht Carolin recht häufig in die Vorderhand, wenn auch unbedacht. Thriller ja, Komödie aber auch. Nur, wenn „tote“ Menschen ermitteln wollen, kann das ja nur in Katastrophen enden. Ursula Poznanski genießt das, ohne Ende. Wenn das der Auftakt sein soll, kann man sich darauf einstellen, dass man hier noch mehr zum lesen bekommen wird.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-22686-5 376 Seiten 14,99€ (D) 15,50€ (A)