BUCHCOVERREZENSION
Ferrerac SpanischerTotentanz

CATALINA FERRERA –

Spanischer Totentanz

Von diesem Buch kann man ja nun alles behaupten, nur von Totentanz kann hier keine Rede sein. Catalina Ferrera, alias Eva Siegmund, hat eine sonnenscheingleiche Art zu schreiben. Da kann man sich auf seinem Lesethron, den man mit seiner Katze teilt, schon so manche gemütliche Lesestunde reinziehen. Von einem öffentlichen Konsumieren dieses Werkes ist allerdings abzuraten, da weniger humorvolle Mitmenschen dazu neigen könnten, bei ungeplanten Heiterkeitsanfällen, gerade von langhaarigen, schwarz gekleideten Gestalten, die gerne mit Leichenbittermiene in die U-Bahn steigen und sich dann, bei dieser Lektüre, wie junge Ponys aufführen, die Freunde mit den blauen Uniformen zu rufen, die, ihrerseits, gerne die Herren mit den weißen Kitteln auf den Plan rufen wollen. Hier ist also Vorsicht, und definitiv ein Alkoholverzicht geboten, damit man den Kasperköpfen in Laborbekleidung nicht doch noch einen Vorwand bietet. Nur, wer braucht bei dieser Lektüre noch zusätzliche Graue-Zellen-Stimulanzien, die eher kontraproduktiv sind? Wenn die Toten schweigen und die Lebenden sich so manchen Dia- oder auch Monolog liefern, wird man wohl nicht umhin kommen, zu bemerken, dass die Kaninchen der Fantasie einer bemerkenswerten Schriftstellerin auf besonders üppigen Möhrenfeldern plündern gehen. Und sich den Teufel darum scheren, ob die Leser einen Notarzt brauchen, oder zumindest ein Beatmungsgerät, inklusive Bedienungsanleitung, in greifbarer Nähe haben. Karl Lindberg, ehemaliger Kriminalpolizist aus Berlin-Pankow, übersiedelte, familienbedingt, in den Nordosten Spaniens, in die Fußballmetropole Barcelona und wurde gerade als erster Nichtkatalane, in die hiesige Mossos d`Esquadra übernommen. Seine Frau Alba kann sich wieder Polizistengattin nennen. Wie damals in Deutschland. Jetzt darf Karl offiziell mit Albas Bruder Alex Diaz zusammen ermitteln. Das trifft sich sehr gut. Weil die zwei Schwager unterschiedlicher nicht sein könnten und sich trotzdem ganz gut, gegeneinander, ergänzen. Während Karl von seinen neuen Kollegen mit einer, seiner, Aufnahmefeier in Anspruch genommen wird, glänzt Alex durch Abwesenheit. Hier kann man sich moralisch darauf einstellen, mal eine „Rohkostlasagne“ mit Käse aus Nüssen sich durch den Kopf gehen zu lassen. Und plötzlich steht der, auf Abwegen geglaubte Schwager auf der Matte und hat eine Leiche vorzuweisen, auf einem Friedhof. Eine Tatortbesichtigung ist dringend vonnöten, nur … eine Leiche, aufm Friedhof? Karl fühlt sich verarscht. Frau Ferrera hat einiges vor. So hatte der „Flieger“ sich das nun auch nicht gedacht. Gleich am ersten Tag im Dienst und schon hat er einen Toten am Hals, dazu noch einen hochangesiedelten Politiker, bei dem gefühlte neunzig Prozent der Bewohner Barcelonas als Mordtatverdächtige herhalten könnten. Das Karls Magen öfter protestiert, wird Catalina nicht wirklich tangieren. Es gibt zwar manchmal etwas zum hinter die Kiemen schieben, für Karls Wohlbefinden ist das doch etwas wenig. Kann man nicht wirklich nachvollziehen, wenn man die Herrschaft über den eigenen Kühlschrank hat. Karl hätte in diesem Punkt besser in teutonischen Landen bleiben sollen. Aber die Liebe! Zog ihn nach Spanien. Muss er jetzt mit leben. Es ist nicht leicht, als Romanfigur einer Schriftfrau leben zu müssen, die Nahrung doch etwas anders definiert, als das, was Karls irische und deutsche Vorfahren noch verzehrten. Eigentlich mag er die katalanische Küche, nur das oben genannte Futter ist doch sehr merkwürdig. Die Erde wird sich trotzdem weiterdrehen. Seine Frau ist wieder guter Hoffnung und die Familie steht zusammen, trotz widriger Gegebenheiten. Und diverser Ausnahmen. Vielleicht gerade deshalb. Nur taucht jetzt eine zweite Leiche auf, entgegengesetzt zu den Gepflogenheiten eines Friedhofes und parallel zum aktuellen Fall des toten Politikers … nicht beerdigt, ermordet, und vieles spricht dafür, dass es der gleiche Täter war. Während Karl und Alex sich jetzt richtig strecken müssen und sich auch noch den Launen ihrer Vorgesetzten ausgesetzt sehen, kann der Leser sich jetzt seine Haustiere unter den Arm klemmen und die Leserunde einläuten, im privaten Bereich sogar mit einem Pils im Anschlag. Von spanischem Bier sei allerdings abgeraten, zumindest für Berliner Zungen und Kehlen, auch wenn der Nachbar, Karl, gerade umgezogen ist. Die sächsischen Flughäfen Leipzig und Dresden haben einen neuen Werbeslogan, „… lieber in zwei Stunden starten, als dreizehn Jahre warten…“. Die verantwortlichen Geschäftsführer werden dieses Buch schon gelesen haben.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30658-1 320 Seiten 9,99€ (D) 10,30€ (A)

Dazu gibt es lokale Informationen, ein kleines Wörterbuch und einen Einblick in die katalanische Küche, wobei sich manche Rezepte doch recht unterschiedlich ausnehmen und die Herstellungsweisen individuell variieren können. Schließlich gibt es ja doch ein paar mehr Menschen und Meinungen.