BUCHCOVERREZENSION
Mosbys Nachtschatten

STEVE MOSBY –

Nachtschatten

Nach seinem, unten stehenden, und auch extrem sehenswerten, Debut hat Steve noch ein paar Sachen nachgelegt und empfiehlt sich als ein Schreiber mit viel Tiefgang in seinen Seiten. Am Leser-Firmament erstrahlt er hell, als eine Supernova in Sachen Thriller. Nur, schockt er nicht nur, sondern sucht auch Wege zu den Tätern, deren Beweg- und Hintergründen. Versucht den Menschen zu beleuchten, wie er funktioniert. Ein Schriftsteller als Profiler? Könnte man gut so stehen lassen. Wenn man jetzt denkt, das seine Figuren es leichter haben, als die anderer Autoren, dann ist man auf einem Knüppeldamm, wo man ganz schnell den Achsbruch seines Autos zur Kenntnis nehmen und man zu Fuß wieder in die heimische Küche zurückkehren muss, um sich die Katze zu krallen, und sich ein neues Dosenbier zu Gemüte führen zu können. Oder umgekehrt. Detective Inspector Zoe Dolan zieht die Katzen vor, davon schwirren zwei um sie herum. Eigentlich sollten „Nachtschatten“ doch kleine schwarze Drachen mit dem Namen „Ohne Zahn“ sein? „Drachenzähmen leicht gemacht“ geht ja mittlerweile auch in die dritte Runde, von den Episoden-DVDs mal ganz abgesehen. Damit dürfte Steve Mosby jedoch nicht viel am Hut haben, ob er daran überhaupt gedacht hat? Das erste was man bekommt, ist, einen verliebten jungen Mann. Der an Frauen denkt, als wären sie seine Freundinnen. Normal für junge Männer, die ihre Sexualität ausleben wollen. Wer hat das nicht gemacht. Ohne den Akt der sexuellen Vereinigung würden wir aussterben. Nur ist der Typ ein Stalker, liegt nicht im Liebesakt auf oder unter der Frau, die er begehrt, sondern treibt sich in ihrem Umfeld herum. Versteckt sich unter deren Bett und sammelt ihre Intimwäsche. Er ist immer in der Nähe. Ein kleiner Jäger, der seine Nase gerne in die Dinge anderer Menschen, Frauen, stecken möchte. Harmlos? Steve Mosby zeigt, das ist das auf keinen Fall. Sicher, der Typ ist vollkommen gestört, nur hat er mit den Verbrechen, die jetzt auf DI Zoe Dolan zurollen, nicht wirklich etwas zu tun. Herr Mosbys Repertoire in der Wortwahl kennt vieles, nur keine Grenzen. Wenn man schon bessere Zeiten hatte, und das auch unumwunden zugibt, jemand daneben steht und sagt es geht noch schlimmer, dann hat Steve Mosby seinen Stand der emotionsgeladenen Achterbahn komplett installiert. Die Übergriffe an Frauen werden immer brutaler. Der erste Mord liegt, quasi, in der Luft, ist schon mit den Händen zu greifen. Adam ist eine gestörte Persönlichkeit. Doch irgendwie anders. Er ruft eine anonyme Telefonhotline an. Sucht nach einem Weg. Nachdem er Jane eine Art Beichte abgelegt hat, tötet er sich selbst, im Beisein der jungen Frau. Er kann es nicht ertragen, dass seine „Frauen“, „Freundinnen“, denen er „nur“ in Gedanken nahe sein wollte, die ihn zu dem Stalker machten, jetzt Verbrechen zum Opfer fallen. Der Täter ihm die Hergänge seiner Taten, als eine Art Hörbuch zu in die Ohren führen möchte. Ihn dazu benutzte, um seinen „Freundinnen“ Leid anzutun. Was ihm, eigentlich wesensfremd ist. Er wollte nur ihre Intimwäsche, und seine Nase daran aufgeilen. Sein „Nachtschatten“ führt ihm aber vor Augen, was er von solchen „Losern“ hält, und das ist nicht viel. Nur Mittel zum Zweck. Nach Adams Suizid muss er dann aber improvisieren. In seiner ballististischen Kurve, als ein Schriftsteller, wird Steve jetzt noch nicht mal am Zenit kratzen, da ist noch mehr drin.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30469-3 411 Seiten 10,99€ (D) 11,30€ (A)

STEVE MOSBY – Der 50/50 Killer – Archiv Dez. 2013