BUCHCOVERREZENSION
McDermid.v Rachegier

VAL MCDERMID –

Rachgier

Sie ist eine unbestrittene „Queen of Crime“. Heute und hier wird auch keiner widersprechen werden. Können schon gar nicht und von Wollen mal ganz abgesehen. Es ist jetzt gut dreißig Jahren her, da hatte Val McDermid ihr erstes Buch unter das Volk gemischt. Seitdem wachsen die Bücherstapel in Richtung nach oben, mit der Tendenz, den Telespargel in Berlin dahinter verstecken zu können. Sie ist eine Wahnsinnsschriftstellerin und ein Leuchtfeuer in der Literatur. Die Musiker von „Kroda“, eine Hammer-Metal-Band aus der Ukraine, werden wohl mehr als ein Buch von ihr gelesen haben. Ihr Zeugnis, Frau McDermid ist ein „endless path of legends“. Das stellen wir mal so hin. De facto ist doch, dass Val den richtigen Crime drauf hat, und das seit dreißig Jahren, jeden Tag, mit jedem Buch unter Beweis stellt. Ist schon blanker Wahnsinn, was sie zelebriert. Als Schottin von Geburt, unterscheidet sie sich jedoch stark von ihren Landsleuten. Die ja mit allem geizen wollen. Nicht nur mit Geld, auch mit Worten. Und daran lässt sie, von den Lesern gekrönt und geadelt, es ja nun wirklich nicht mangeln. Auch wenn es dabei einigen ihrer Nebendarsteller an den Kragen gehen wird, vorzugsweise Frauen, in diesem Buch. Der „Wedding Killer“ hat es auf alleinstehende Frauen abgesehen, die ihre Einsamkeit nur allzu deutlich auf das Tapet stellen. Sein Weg ist eigentlich sehr einfach, das Muster nahezu katastrophal identisch mit jedem seiner Schritte. Auf Hochzeiten, wo er sich selbst einlädt, macht er sich an die holden Maiden heran, denen er es an der Nasenspitze ansieht, dass sie einer gemütlichen und zärtlichen Zweisamkeit durchaus zugeneigt sind, alles ist besser, als allein vor der Glotze zu sitzen. Und da die meisten auf Muttern hören, nicht zu einem Fremden ins Auto zu steigen, dreht er den Spieß um. Dass Mutter auch gemeint haben könnte, keinen Unbekannten ins eigene Auto zu lassen, ist hier wohl etwas untergegangen. Und so finden die Beamten mehrere Tatorte so vor. Parkbucht, fahrbarer Untersatz in Flammen mit der jeweiligen Halterin als Opfer des Fahrzeugbrands. Nur ist anfangs nicht ersichtlich, dass es Mord sein könnte, da alle Spuren von der Feuerwehr kontaminiert wurden, aber die hatten ja auch das Problem, plötzlich vor einen brennenden Auto zu stehen, wo sich eventuell noch ein Leben hätte retten lassen können, so zumindest der Anschein. Val McDermid ist, definitiv, auf einem neuen Höhepunkt. Sie hat es drauf und beweist auch mit „Rachgier“ eindrucksvoll wieder, dass mit ihr, als Schriftstellerin noch lange zu rechnen ist. Rente etwas ist für langweilige Sockenstopfer und Glotzen-Anbeter, macht es ihr nach und wenn ihr schon nicht selbst schreiben wollt, lest einfach ihre Bücher. Die Frau ist, definitiv und ultimativ, Wahnsinn. Es passiert ja nicht nur ein Mord. Hätte man auf Muttern gehört, würde man die Prozedere nur herauszögern. Der „Wedding Killer“ ist krank im Kopf und will alle Welt dafür büßen lassen, das er einfach nur ein Stück Scheiße ist und er wird jeden Weg gehen, dass der Öffentlichkeit zu präsentieren, vorzugsweise mit den Hinweisen, das ihn keiner kriegen wird und er auch noch lange nicht auf seinem Zenit ist. Die Master-Piece wartet am Ende seines Weges, dem er hoffnungsvoll und mit einer Palette völlig verquerer Ideen entgegenfiebert. Val McDermid hat eine neue Tür zu einer neuen Dimension des Thrillers aufgestoßen, Ihr müsst nur folgen. Aber schafft Euch ein Bücherregal an, nicht die das die Katze sich bei den Bücherstapeln vorkommt, wie vor der Skyline Manhattans und auf die Idee kommt, Euch die Rechnung eines New-York-Trips von Eurem Gehaltskonto abbuchen lässt. „Rachgier“ insbesondere, aber auch alle anderen Werke dieser außergewöhnlichen Schreiberin sind eine Bereicherung für den individuellen Intellekt, der nach Informationen dürstet, die man nicht aus der Regenbogenpresse bekommt. Der „Deutsche“ Staat, und nicht nur der, würde solche Bemühungen gerne abschaffen wollen. Wehret den Anfängen. Sucht nach Informationen, aber, Leute, lasst Euch nicht irreführen. Habt Mut, Frau McDermid hat ihn auch.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52181-6 474 Seiten 9,90€ (D) 10,30€ (A)

VAL MCDERMID – Der Sinn des Todes – Archiv Juni 2018