BUCHCOVERREZENSION
Beaulieu.b DerZornDerAsirim

BRADLEY BEAULIEU –

Der Zorn der Asirim

Wer im Universum der Fantasy herumgaloppieren und sich dabei an den Fixsternen orientieren möchte, wird nicht überrascht sein, das Bradley mittlerweile dazu gehört. Seine „Zwölf Könige“ haben einen neuen, strahlenden Polarstern aus ihm gemacht, auch wenn die gekrönten Häupter eigentlich nichts dazu beigetragen, sondern die Arbeit anderen überlassen haben. Was aber auch eine weise Entscheidung von Bradley war, mit diesem Dutzend Pappnasen kann man nicht warm werden. Mit Ҫedamihn dagegen schon. Sie ist eine Tochter. Sie hat das Gift der Adichara überlebt. Einer der Oberklasse-Könige, die die Stadt Sharakhai, und deren Umland, mit ultimativem Terror regieren, muss ihr Vater sein. Derzeit gehört sie zu den Klingentöchtern, die Elite-Einheit zur Verteidigung der Zwölf. Von denen es jetzt zwar nur noch zehn gibt, da Ҫeda einen erlegt hat und ein weiterer den Intrigen des Königshofes zum Opfer fiel? Oder ihre Mutter der Jäger war? Aber das weiß man nur, wenn man die kleinen Hintertürchen geöffnet hat. Wenn man mit dem Schreiber mitgeht. Bradley Beaulieu besticht den Leser mit einem brillanten Fantasy-Roman. Hier passt alles zusammen. „Der Zorn der Asirim“ beschreibt Verbrechen an der Menschlichkeit, wie es heute, jeden Tag passiert. Der Zeitpunkt ist etwas archaischer gewählt, aber die Parallelen sind doch mehr als offensichtlich. Der Mut, Verbrechen wirklich anzuklagen, geht den meisten unserer „demokratischen“ Volksvertreter vermutlich schon verloren, wenn sie ihre Kontoauszüge anschauen und in ihre Dienstwagen steigen. Auf diese Bruchpiloten, die einem viel erzählen, aber nicht wirklich etwas sagen wollen, muss keiner hören. Fantasy als Mittel, dem Leser die Augen zu öffnen, ist dann doch ein gängigerer Schlüssel. BB reizt das richtig aus. Vor vierhundert Jahren eröffneten die „Zwölf“ den Genozid. Angeblich standen die „Götter“ ihnen zur Seite und der dreizehnte Stamm wurde zusammengemetzelt, nur, der Tod wurde nicht gewährt. Wenn man höhere Mächte hinzuziehen möchte, um offensichtliches Unrecht zu legalisieren, kann das nicht gutgehen. Die Asirim, als Untote, Wiedergänger, sollen jetzt als Jagdhunde herhalten, die Gegner der Oligarchie der Bernsteinstadt zu erledigen, obwohl sie lieber ihrem Herrn an die Kehle gehen wollen, der ihre Seelen, samt ihrer Emotionen in einer Gefangenschaft hält, der sie nicht entfliehen können. Der Tod ist ihnen nicht vergönnt. Ҫedamihn kann eine Verbindung aufbauen und durch sie läuft ein Strom des Hasses, den die Asirim, und auch sie selbst, nicht kontrollieren können. Die Erben des dreizehnten Stammes wollen sterben, Ruhe finden. Solange, wie diese Diktatur währt, werden sie das aber nicht bekommen. Die Feinde der Könige sind sich alles andere, als einer Meinung und so ist an einem entschlossenem Vorgehen, gegen die gekrönten Häupter, erst mal nicht zu denken. Dafür lauert der Verrat hinter jeder Ecke, jedem Baum, unter jedem Stein. Gepaart mit Intrigen und Machtgier. Hier kämpft fast jeder gegen jeden, die meisten wissen wahrscheinlich nicht einmal, warum. In dieser Situation kann Ҫeda ihre Identität nicht offenbaren. Die Asirim wissen, wer sie ist. Für dieses Wissen bringen sie Opfer, versuchen aber „ihre“ Klingenschwester zum Handeln zu bringen, was jedes Mal in einer mittleren Katastrophe endet. Bradley Beaulieu hält den geeigneten Zeitpunkt, gegen die selbstherrlichen Imperatoren loszuschlagen, noch nicht für gekommen. Was jedoch einige seiner Akteure nicht davon abhält, es doch zu tun. Das Chaos erhebt das Haupt. Dementsprechend ist das Handlungstableau abwechslungsreich geschrieben. Nur hat der Autor noch kein Einsehen, dem unmenschlichen Dasein der Asirim ein würdevolles Ende zu geben, aber, er bereitet schon mal etwas vor. Das Ende der Fahnenstange ist noch lange nicht in Sicht, auch wenn man schon Ziele anvisiert, die den Hermelinmantelträgern das Rückgrat brechen könnten. Da kann man als Leser nur gespannt sein, was dann weitergeht. Bei dem Autor sollte man die Wartezeit dann doch in Kauf nehmen. Bis zum nächsten Mal kann man sein vorliegendes Buch auch noch ein zweites Mal lesen, man entdeckt ja immer wieder etwas Neues.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-51818-2 727 Seiten 16,00€ (D) 16,50€ (A)

BRADLEY BEAULIEU – Die zwölf Könige – Archiv Okt. 2017