BUCHCOVERREZENSION
Lorne.Mac.p DasHerzDesLoewen

MAC P. LORNE –

Das Herz des Löwen

Robert Fitzooth, der Jüngere. Besser bekannt als Robin Hood. Gut ist, dass Mac P. Lorne immer eine gepackte Reisetasche im Schrank zu stehen, oder auch am nächsten Baum zu hängen hat und, entsprechend schnell, auf einen Wechsel der Lokalitäten reagieren kann. Die mittelalterlichen Barden waren, bei ihren Besuchen, in den Reisebüros ihres Vertrauens, doch eher nur begrenzt handlungsfähig. Noch lümmelt Mac im Sherwood Forest herum, lässt sich die würzige Waldluft und den Duft von frischem Wildbret um die Nase wehen, während er Robin Hood die Aufgabe übergibt, sein Wohlgefühl wachsen zu lassen. Was habt Ihr jetzt gedacht? Das Mac sich persönlich auf den Weg macht, über Sicherheit der „Merry Man“ im Walde zu wachen? Dafür hat er den Kapuzenmann und seine Freunde. Er selbst. Sitzt mit Bruder Tuck gemütlich am Lagerfeuer, knabbert dessen gebratene Hasenkeulen und schippt sich Met in die Kehle, wahrscheinlich nicht zu knapp. Hat schon einer von Euch mal überlegt, woher Mac P. Lorne seine detaillierten Darstellungen hat und diese auch wiedergibt. Das Leben im Sherwood Forest zu beschreiben. Wenn man zu Erkundungsgängen eingesetzt würde, oder bei Raubzügen dabei wäre, da hätte man wohl kaum Zeit etwas Schriftliches niederzulegen, was man der interessierten Leserschaft dann hinterlassen könnte. Leider hat Mac ein Problem. Richard Löwenherz füllt sein Loch am Horizont jetzt aus. Der König will den Kreuzzug ins „Heilige Land“. Und einen so gut organisierten Truppenteil, wie die „Merry Man“ es sind, mit ihren langtragenden, rüstungsdurchschlagenden Pfeilen, durch ihre legendären Bögen zu verschießen, könnte man auch als mittelschwere, und vor allem bewegliche, Artillerie bezeichnen, würde ihm gerade recht kommen, Saladins Kriegstaktiken zu durchkreuzen. Obwohl ihm Robert Fitzooth, der Jüngere, mal richtig den Arsch versemmelt und, König und furchtloser Ritter hin oder her, er gegen den Waldläufer nur verliert, nicht mal den Hauch einer Chance hat und Robin Hood ihn auch hätte töten können, kehrt er, in einer ruhigen Minute natürlich, wieder das royale Oberhaupt heraus. Die „Merry Man“ sollen an den Galgen kommen. Sie haben „adlige“ Menschen belästigt! Den Sheriff von Nottingham in seiner „Amtspflicht“ eingeschränkt! Der das Volk ausplünderte, bis aufs Blut. Das überhaupt noch Bauern leben, die der Krone Steuern zahlen können, übergeht der Monarch geflissentlich. Richard Löwenherz schreibt man zwar viel Ritterlichkeit zu, nur war Mac P. Lorne Zeuge von dessen Erpressungen an den Waldbewohnern des Sherwood und dieses Zeugnis bekräftigt er hier. Um die Gunst des „ritterlichen“ Kronenträgers zu erringen und Begnadigung zu erfahren (für erlittenes Unrecht! welche Logik hatte Ritter und König Löwenherz hier im Sinne, da sollte man wohl ganz schnell Bedenken anmelden) sollen die „Merry Man“ jetzt nach Nah-Ost reisen. Was damals, wie heute, doch mit einigen Risiken verbunden sein dürfte. Herr Richard Plantagenet, den Namen Löwenherz bekommt er erst später, hat jedoch ein eigenes Reisebüro aufgemacht und die damaligen militärischen Erfolge gaben ihm, politisch, sogar Recht, solange man über die Opfer hinwegschaut, die dafür ins Gras, oder auch in den Wüstensand, beißen mussten. Von den eingeschworenen „Merry Man“ werden etliche die Heimat nicht mehr wiedersehen. Weil ein Mann der Meinung ist, ein Stück Holz erobern zu wollen, woran Jesus mal gehangen haben sollte? Laut Wolfgang Hohlbein soll das ja eine Irreführung gewesen sein. Herr Plantagenet ist jedoch nicht so leicht von seiner Meinung abzubringen, bricht auf ins „Gelobte Land“. Fast nebenbei wirft er auf Sizilien, in Messina, noch einen Aufstand nieder, wobei man ihm seinen Beinamen überbügelt, erobert noch ganz schnell Zypern, quasi im Vorbeimarsch, nur hinter seinem Rücken, wie sollte es bei der Spezies Mensch auch anders sein, spielen sich Ränke und Intrigen ab. Sein Bruder John versucht sich an der Macht, am „BER“-reichern und er trifft auf offene Ohren, die Verhältnisse ändern zu wollen, auch andere wollen ein Stück vom großen Kuchen. Mac hat beißenden Spott auf der Schippe, klar, hinterher ist man immer schlauer. Er hat ja den Vorteil, den Verlauf der Geschichte schon zu kennen. Erst schlägt er sich, im Sherwood, den Wanst voll. Dann, nachdem König Richard den Waldbewohnern die Pistole auf die Brust gesetzt, besser, mit dem Galgen gedroht hatte, lässt er sich jetzt auch noch die Reise ins „Heilige Land“ bezahlen. Natürlich auf Kosten der englischen Steuerzahler. Während sich seine mittelalterlichen Kollegen auf eine mündliche Wiedergabe der Ereignisse beschränken mussten, kann er jetzt, im 21. Jahrhundert, mit seinem Wissen in schriftlicher Form punkten. Also fragt nicht Wikipedia, Mac kann Euch alle Fragen aus erster Hand beantworten. Der Kreuzzug ist, eher suboptimal, beendet, König Löwenherz der Held der Stunde und Saladin hat derzeit, eigentlich, auch kein Problem mit einem Waffenstillstand. Hauptsache ist, dass der Kreuzfahrer, der mit strengster militärischer Disziplin und Gründlichkeit in seinem Land die Furore zum Alltag gemacht hat, wieder westwärts hinter den östlichen Küsten des Mittelmeeres verschwindet. Nur Richard, dem Diplomatie ein Fremdwort mit viel zu vielen Buchstaben zu sein scheint, hat während des Feldzuges etliche Leute brüskiert, die sich jetzt mit seinen Feinden verbünden. Auf dem Weg der Heimat wird er gekidnappt und seine Steuerzahler sollen ein utopisches Lösegeld aufbringen, was, nachdem man schon Mac P. Lornes Spesen finanzieren musste, sich als ein ziemliches Abenteuer entwickelt. Alles Recht der, damaligen, Zeit ist auf den Kopf gestellt. Der Papst, als Oberhaupt der Christenheit, hatte die volle Verantwortung dafür, dass alle rückkehrenden Kreuzfahrer wieder heil in der Heimat ankommen. Im Falle Richards hatte er wohl gerade Migräne oder einen wichtigen Termin auf dem himmlischen Golfplatz, glänzte durch permanente Abwesenheit und Funkstille, was viele europäische Königs- und Adelshäuser in einen andauernden Freudentaumel trieb. Dem englischen König, einem der mächtigsten Männer seiner Zeit, mal so richtig eins auszuwischen, obwohl er gerade den Zugang zu den Pilgerstätten des christlichen Glaubens an der Ostküste des Mittelmeeres sicherer gemacht hat, bekommt ein Stellenmaß, wo sich fast jeder blaublütige Seelenkrämer wohlig in den Schritt greift. Dabei sind sie, größtenteils, mit ihm verwandt, verschwägert, oder, durch Treueschwüre gebunden. Aber was sind schon Worte. Wer muss das wieder richten? Robin Hood, im Schlepptau die Königinmutter. Mac stellt eine interessante These in den Raum. Robert Fitzooth könnte tatsächlich so gelebt und gewirkt haben. Betrachtet man die vielen kleinen Details und Puzzleteile, die man über ihn erzählt und zieht in Betracht, dass er ja kein „Edelmann“ war, den man ganz dringend in Chroniken erwähnen muss, und rührt das zu einem schlüssigen Gesamten zusammen, dann könnte man durchaus zu dem Schluss kommen, dass der Kapuzenträger eine reale Person war, nicht nur eine Sagengestalt, Legende. Fazit. Mac P. Lorne hat ganze Arbeit geleistet, ohne dabei zu einem „Experten“ zu mutieren, und das ist doch viel wert. Mac, kommst nach Berlin, Dein Bier steht kalt.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52145-8 643 Seiten (PLUS) 10,99€ (D) 11,30€ (A)

MAC P. LORNE – Die Pranken des Löwen – Archiv Juni 2018
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