BUCHCOVERREZENSION
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THOMAS RAAB –

Der Metzger kommt ins Paradies

Der Metzger ist Willibald Adrian, beruflich als Möbelrestaurator unterwegs, und heißt nur so. Ob er ins Paradies kommt, darf stark bezweifelt werden. Erst mal wird er in einen Urlaub an die Adria, auf den Fußballstiefel Europas, entführt, von seiner Danjela, und zwar wirklich. Mit allen konspirativen Mitteln, die Frau Djurkovic so aufbieten kann. Sonst wären ein Ortswechsel und, obendrauf auch noch Freizeit, wohl eher im Reich der Fantasie anzusiedeln gewesen. Alle haben mitgemacht, die in Geruchsnähe zum Metzger wohnen oder seinen Alltag frequentieren und keiner hat gepetzt. Danjela Durkovic hat ihren Coup durchgezogen, ähnlich Hannibals Übergang über die Alpen, im wahrsten Sinne des Wortes, nur ohne Elefanten und nicht kriegerisch gegen Rom. Zumindest hat sie Rücksicht darauf genommen, dass Willibald Adrian Flugangst hat und die Eisenbahn, als Entführungsfahrzeug, vorgezogen. Und so kommt Willibald zwar nicht ins Paradies, aber zumindest näher an den Äquator heran, auch wenn mit merklichem Widerwillen. Seine Sonne Danjela verdunkelt sich auch dementsprechend. Und sucht andere Urlaubsbekanntschaften. Eva-Maria und Fuß-Hupe Tino kommen da gut in die Quere. Wobei der Pekinese, etwas später, der Mittelpunkt einer archäologischen Ausgrabung am Strand wird. Die dem kleinen, Hund ist hier wohl das falsche Wort, eher als Beilage für gewisse Salatgerichte dienendem Individuum, ein zweites Begräbnis bescheren wird. Thomas Raab hat eine recht farbenfrohe und blumenreiche Sprache, sich dem Leser mitzuteilen. Mehrere Dialekte beherrscht er dazu auch noch. Seine Dialoge sind nicht nur prickelnd, sondern auch davon geprägt, das sich verschiedensprachige Zungenträger unterhalten. Zwar nicht immer zur vollen Zufriedenheit der korrespondierenden Parteien, jedoch zum Gaudi des Lesers. Zumindest weiß man jetzt, dass ein Holzpyjama eigentlich nur ein Sarg ist. Metzger will nicht wirklich urlaubern und so einige Dinge lenken seine Aufmerksamkeit, weg von seiner Lebensgefährtin, was so einige neue Spannungen aufbaut und, bereits vorhandene, noch verdichtet, hin zu höchst verdächtigen Machenschaften noch zwielichtigerer Gestalten. Und schon tauchen die ersten Toten am Horizont, sowohl in der Heimat, als auch im Urlaubsland, und, natürlich, in der Handlung auf, die man jedoch noch nicht so richtig unter einen Hut bekommt. Und der, derzeit zuständige, Polizist wandert herzhaft ahnungslos über Holzwege, die bis dato sogar noch unbekannt waren. Selbst nach Anstupsen ist der Kollege in Uniform nicht in der Lage, eins und eins zusammenzuzählen. Dafür kann er, vorzugsweise am Telefon, hervorragende Schimpftiraden vom Stapel lassen, ohne rot zu werden. Aber auch Herr Metzger bekommt so manchen Hinweis. Nur gegenpolig, man versucht ihn von dem zwielichtigen Gelichter fernzuhalten, es könnte seiner Gesundheit zuträglicher sein. Was der gediegene Möbelrestaurator jedoch prompt ignoriert. Immerhin gehört zu seinem Freundeskreis auch eine Polizistenfamilie, deren weiblicher Part sich zwar gerade im Mutterschaftsurlaub befindet und somit, offiziell, handlungsunfähig ist. Als ob Herrn Raab offizielle Wege interessieren würden. Und Thomas packt aus. Was Herr Metzger so alles herausfindet, ist doch haarsträubend für Kahlköpfige. Dabei sollte er doch Möbel auf hübschen, für gute Worte, oder besser noch, Geld, sich seiner Danjela widmen und seinen Freundeskreis pflegen, zu dem er jedoch, nach seiner Entführung, ein etwas gespaltenes Verhältnis hat. Das man ihm eine Waffe an den Schädel hält, ist dann zwar keine Erfahrung, die er machen wollte, aber da hatte Tommy wohl andere Pläne.
(Droemer)

ISBN 978-3-426-30414-3 320 Seiten 9,99€ (D) 10,30€(A)