BUCHCOVERREZENSION
Kasten.m Coldworthcity

MONA KASTEN –

Coldworth City

Coldworth City ist eine ganz normale Stadt, bis auf einige Ausnahmen. Mona Kasten hat mal in eine andere Welt geschaut. Und etwas auferstehen lassen, was man dann, eigentlich, als normal empfinden sollte. Welcher Leser bitte kennt… keine Mutanten? Unsere großen und kleinen Chefs, oder auch alle, die sich dafür halten, sind doch schon davon geprägt, nichtmenschliche Züge an den Tag zu legen, nur dass sie sich dadurch auszeichnen, sich übermenschlich dafür einzusetzen, dass nur sie davon profitieren werden, was wir bauen. Was wir jeden Tag an Leistung bringen, für eine Gesellschaft, die uns, verlogen bis zum Ende aller Tage, am Ende auch noch um unseren wohlverdienten Tod bringen möchte, wollen sie privatisieren. Und zwar jeden Prozentpunkt, eher jedes Promille, wollen sie nur für sich. Diese Kräfte sind zwar berechenbar, aber noch viel explosiver, als was jeder X-Man an den Tag legen könnte. Hundert Pro kann man hier sagen, Mona Kasten hat richtig was auf dem Kasten, wenn man Literatur so aufs Tapet legt. Raven hat sich vor Jahren vom Acker gemacht, geflohen aus einer Umgebung, die davon geprägt ist, Mutanten unter die Lupe nehmen zu wollen, sie wissenschaftlich zu untersuchen und deren Fähig- und Fertigkeiten zu analysieren. Allerdings nicht wirklich zum Wohle der Menschen und Mutanten, sondern, wie könnte es auch anders sein, mit dem Hintergrund, den Rest des Erdenrunds zu versklaven. Jetzt ist sie die einsame Rächerin im Untergrund, will Verbrechen verhindern, bevor sie geschehen. Und hat auch so einige Erfolge zu verbuchen, die das Coldworth City Police Department gerne und dankbar auf die eigene Aufklärungsliste schreibt. Was Raven recht ist. Sie bleibt dabei im Hintergrund und unerkannt, nur ist sie nicht ganz so clever, wie sie denkt. Es sind Kräfte auf sie aufmerksam geworden, die jetzt in ihr Leben einbrechen. Wade, auch ein Mutant, klebt förmlich an ihren Fußspuren. Nur, wo ein Verfolger ist, können ja auch noch andere sein. Das AID, welch Ironie, das ausgerechnet dieses Instanz Hilfe heißen könnte, ist auch schon auf der Fährte, Raven wieder in seine Labore zu zerren, sich ihre Fähigkeiten zu Nutze zu machen. Während Wade versucht Raven aus der Schusslinie zu bugsieren, will die AID eine Konfrontation. Der Mutant, der nicht wirklich mit anderen kann, hier über seinen eigenen Schatten springen muss, hat einen Fußbreit Vorsprung, Wade. Er kann Raven davon überzeugen, sich in die Bewegung einzuschalten, die für die Gleichberechtigung von Menschen und Mutanten eintritt. Was hier auch verständlich sein sollte, weil Ravens Bruder Knox keine Mutationen hat, ein kleiner stinknormaler Mensch ist, aber ein Zielpunkt wird, für AID, um Raven unter Druck zu setzen. Mona Kasten schreibt zwar etwas schwarz-weiß, gut-böse, eher für eine jüngere Generation gedacht, sollte jedoch dem Lesevergnügen keinen Abbruch tun, da sie eindeutig! Stellung zu ihrem Thema bezieht. Was kein Konzernchef, oder sein gekaufter Politiker, tun würde, der seinem unterstelltem Volke das Blaue vom Himmel lügen würde und es auch tut, um in die Vorzüge seiner Vorteile zu kommen und heute gerne das Rad der Geschichte zurückdrehen würde, wenn man könnte. Sie versuchen es. Immer wieder. Mona schiebt da mal einen literarischen Riegel vor. Raven wird nicht Rosa Luxemburgs Schicksal teilen, und Wade nicht das Karl Liebknechts. Aber sie verwebt es in ihrem Buch. Wehret den Anfängen. Lasst Euch nicht verblenden. Menschenrecht ist nicht nur für die Arschlöcher da, die der Meinung sind, besser zu sein, als der Rest der Welt? Menschenrecht ist für uns alle. Sollte sein. Mona Kasten hat hier, eindeutig, eine Position bezogen. Ist schon Wahnsinn. Wie schnell vergisst man es, wenn das Schicksal von Menschen, plötzlich in anderen Händen liegt. Und, wie langsam reagiert man selbst darauf.
(Knaur)

ISBN 978-3-426-52041-3 318 Seiten 12,99€ (D) 13,40€ (A)