BUCHCOVERREZENSION
Herrmann.j.m Hotline

JUTTA MARIA HERRMANN –

Hotline

… ist einfach nur Wahnsinn. Dringende Empfehlung: Lesen. Einfach nur Lesen!
Ihr wollt mehr? Okay, okay … machen wir ja.
Jutta Maria darf sich, im Becken der Thriller-Piranhas, zu einem der bissigsten Schreiberlinge zählen. Zu Recht! Was Frau Herrmann aus dem banalen Alltag herauszieht und das in einen packenden Thriller umsetzt, das ist eine Kunst, die nicht jeder kann. Die Frau hat so viel Biss, da würden besagte Fische gerne mal den Zahnarzt aufsuchen wollen, um ihr nach zu eifern. Weiße Haie und Pittbulls stehen Schlange, beim Psychologen. Eine Schriftstellerin hat ihnen den Rang abgelaufen, und das schon spielerisch. „Hotline“ ist eine Geschäftsidee von Chris, Rick, Petra und Konrad. Leute, die Probleme haben, können sich hier erleichtern. Beichten, so zu sagen, ohne gleich den Freund und Helfer auf dem Hals zu haben oder anderweitig Schwierigkeiten zu bekommen. Eine moderne Kunst des Ablasshandels? Drückt Dich der Schuh? Kontaktiere die „Hotline“. Rick hat gerade Dienst, als eine Frau anruft, die ankündigt, ihr neugeborenes Kind in der Erde verscharren zu wollen. Eine prickelnde Erfahrung, oder wie seht Ihr das? Für Rick in jedem Fall, der sich seiner Verantwortung, keine Polizei zu rufen, nicht mehr gewachsen sieht. Es bleibt ja auch nicht bei diesem einen Anruf. Gezielt fragt diese Frau öfter nach Rick, um ihn zu „informieren“, was sie gerade vorhat. Das ist Terror. Jutta Maria Herrmann wächst über sich hinaus. Baut eine dermaßen beklemmende Situation auf, da kann so mancher andere „Thriller-Autor“ seine Seiten in die Kinderbuchecke stellen. Chris, der furchtlose Anführer der „Hotline“, sieht sich vor vollendete Tatsachen gestellt, ist stinksauer. Keine Polizei! Das war der Firmenplan. Petra, schwanger, ist jedoch der gleichen Meinung wie Rick und Konrad, mit seiner Band schon fast auf Erfolgskurs, hat keine Meinung, glänzt durch Abwesenheit. Er ist zwar der Vater von Petras Nachwuchs, aber sonst eher in seiner Welt der Mugge zu Hause. So bleibt es bei Petra und Rick, die hier mal nachschauen wollen. Der Freund und Helfer, das Auge der Verbrechensbekämpfung, sieht derzeit keine Möglichkeit, einzugreifen und schmückt sich mit Konrads Verhalten. Wegsehen, obwohl die anonyme Anruferin schon Morddrohungen ausgestoßen hat. Jemand hat Schuld auf sich geladen und alle werden dafür büßen müssen. Die Berliner Polizei hat vom BER gelernt, übt sich in Nachsicht. Blind sein. Blindenhunde? Keine Chance. Blinde Hunde, die auf dem Gnadenhof, und auf Kosten des Steuerzahlers, ihren Lebensabend genießen wollen. Futternapf = JA. Polizeiarbeit = Null. Rick und Petra machen sich auf Spurensuche, auf dem angekündigten Beerdigungsplatz und finden eine Puppe. Hades hat den Kraken heraufbeschworen. Jutta stellt Hades in jeden Schatten, den man finden kann. Andromeda und Theseus dürften Hades als Gegenspieler vorziehen, bevor sie es mit Jutta zu tun bekommen. Jutta entfesselt eine unglaubliche Geschichte, die sich, an sich, aus Kleinigkeiten entwickelt und in einem Blutbad endet. Sie hat eine, so gestörte, Persönlichkeit auf dem Plan, dass die uniformierten, aber auch die zivilen, Ordnungshüter ein ziemliches Problem mit ihrer objektiven Wahrnehmung haben und lieber Löcher in die Luft starren werden, als hier unterstützend einzugreifen. Die „Hotline“ ist auf sich allein gestellt und die Psychopathin zu allem bereit. Zu allem fähig. Gevatter Tod bedankt sich höchstpersönlich bei Jutta Maria, füttert seinen Schimmel, sattelt ihn und schultert seine Sense, um gut gelaunt seine Ernte einzufahren, die Frau Herrmann, ihm, in dem Falle selbstverständlich, frei Haus liefert. Wer einen knackigen Thriller lesen möchte, kann bei Jutta, aber so was von blind zugreifen, da bleiben keine Wünsche offen. Die gute Frau hat dem Genre Thriller eine neue Form gegeben, im Köcher der spannenden Literatur entpuppt sie sich als einer der treffsichersten Pfeile.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51456-6   331 Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)