BUCHCOVERREZENSION
Franz.a DerFaenger

ANDREAS FRANZ / DANIEL HOLBE –

Der Fänger

Was Franzen angefangen hat, möchte Daniel weitermachen. Er hat´s ja schon ein paarmal bewiesen, dass er genau das kann. Eine prickelnde Idee, denn die Kommissare vom K11 möchte man doch nicht in seiner Literatur vermissen und auf Peter Brandt will man dann schon gar nicht verzichten, der seine Offenbacher Kickers, vermutlich, schon als den neuen Deutschen Fußballmeister sieht. Vielleicht bekommt Daniel Holbe ja dieses Kunststück geregelt. Wär dann zwar schon Sience-Fiction, aber sollte in einem modernen Kriminalroman nicht stören. Und die Bundesligatabelle dürfte sich wenig darum scheren, was eine Romanfigur für Träume hat. Aber ein Franzen-Gedenkspiel…Offenbacher Kickers gegen die Eintracht aus Frankfurt…, wär doch mal eine ganz besondere Idee. Für einen Mann, der so viel für die deutsche Kriminalliteratur geschrieben hat. Und an Grundfesten gerüttelt hat, die uns, ohne sein Zutun, weiterhin begleitet hätten. An die wir heute nicht mehr glauben können und schon gar nicht mehr wollen. Andreas Franz hatte manches Auge geöffnet, Daniel Holbe will diesen Weg weitergehen. Und so dürfen sich Julia Durant und Peter Brandt weiterhin mit den Abgründen (in)humaner Aktivitäten herumschlagen. Das Autorenduo beginnt dann auch mit zwei Paukenschlägen. Jakob Schneider begeht einen Mord. Und zwei Schüler wollen den Sportunterricht schwänzen, nur hätten sie sich das lieber besser überlegen sollen, sie verschwinden spurlos. Lange nach diesem Ereignis wird die Leiche von einem Lokalpolitiker, der früher eine Blitzkarriere und, wegen pädophiler Neigungen, dann einen Blitzabsturz hatte, gefunden. Lange war er verschwunden, wurde aber nie, wegen der angeschuldigten Sexualdelikte, verurteilt. Die Gründe liegen auf der Hand, Lobbyismus ohne Grenzen, jedoch wurde er jetzt ermordet. Hingerichtet passt als Fakt wohl besser. Selbstjustiz? Aber Holbe und Franz geben sich damit nicht zufrieden. K11-Chef Berger ist wieder der Trunksucht nahe, er wird, kurz vor seiner Pensionierung, erpresst. Matilda Brückner, Mitglied einer geheimen Polizeieinheit, die sich eher als Ritterorden sieht, als eine staatliche Ordnungsbehörde, wird mehrfach vergewaltigt und versucht einen Suizid. Ihr Mann, am Boden zerstört, sucht Hilfe beim K11. Andreas Franz war ja schon immer eine Klasse für sich, mit Daniel Holbe, als Erbe… Die beiden sind unschlagbar! Julia Durant, selbstverständlich mit Salamibrot und Dosenbier ausgerüstet, und Peter Brandt können sich wieder die Hände reichen und so manchen Punkt gemeinsam recherchieren, wobei Berger, aufgrund der Erpressung, so manchen Stein in den Weg der Ermittlungen rollt. Frau Durant, im Schlepptau das K11-Team, und Peter drehen sich erst mal im Kreise. Bis die wirkliche  Polizeiarbeit ins Rollen kommt, gehen doch noch ein paar Tage ins Land. Als erstes muss Berger angerüffelt werden. Die Erpressung darf nicht im Raume stehen. Nicht, mit diesen Hintergründen. Mit Matilda muss man sorgsam umgehen, die Frau ist zutiefst traumatisiert.  Die Eltern der verschwunden Schüler müssen kontaktiert werden und, selbstverständlich muss das Umfeld des ermordeten Politiker erkundet werden. So viel zu tun, so wenig Zeit. Und dazu die ständigen Hindernisse, die aus lobbyeigenen Gründen, immer wieder aufgebaut werden. Der Politiker hat zwar Kinder sexuell missbraucht, und, vermutlich, auch getötet, aber das sind ja Kollateralschäden. Wichtiger ist das Ansehen der Partei und seiner damaligen Freunde und Kollegen. Andreas und Daniel machen den Aufstand und prangern diese Scheiße einfach mal an. Als Leser wird man hier auch sofort Partei ergreifen. Hammertolles Buch, das sich, lobbymäßig natürlich, auf recht dünnem Eis bewegt. Kann man schon fast als Fenstersturz werten. Bewegen tut es, in jedem Fall, den Leser. Der hier mal wieder einen guten Blick hinter so manche Kulisse bekommt. Bleibt noch eine Frage an Daniel Holbe. Wann werden die „Offenbacher Kickers“ Deutscher Meister, damit Peter Brandt mal ins Wettbüro gehen kann? Vielleicht kann er auch mal einen Porsche fahren, wie Kollege Helmer. Aber das wird ihn wohl weniger tangieren.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51649-2    440  Seiten  9,99€ (D)  10,30€(A)

ANDREAS FRANZ – Der Jäger - Archiv Juni 2015
DANIEL HOLBE – Schwarzer Mann – Archiv August 2015
DANIEL HOLBE – Giftspur – Archiv – April 2014