BUCHCOVERREZENSION
Pears.i DiabolischeTaeuschung

IAIN PEARS –

Diabolische Täuschung

Ein kleiner Komiker ist Iain Pears. Als Leser kann man sich unbeschwert grinsend durch seine Seiten hangeln. Obwohl sein Thema durchaus nachhaltig unser Leben beeinflussen und durcheinander bringen wird. Flavia di Stefano kann ja ein Lied davon singen. Sie ist designierte Abteilungsleiterin der Sparte Kunstraub bei der italienischen Polizei in Rom, die Nachfolgerin ihres Chefs Bottando, der erst in einem EU-Büro verschimmeln soll und dann, urplötzlich jedoch, in Pension will. Italien, Land der Kunst, hat sich mal Gemälde ausgeliehen, für eine Ausstellung in der Nationalgalerie und hat dafür Garantien gegeben, auch wie ein Schießhund darauf aufzupassen. Nur kommt jemand auf die Idee, eins von den Kunstwerken zu klauen. Pears versteht es meisterhaft, hier alle Spuren zwar zu zeigen und den Fall dennoch mysteriös und recht nebelhaft darzustellen. Und trotz des Ernstes der Lage, den Leser zum Lachen zu bringen. Flavia soll das Kleinod der Malerei wieder beschaffen, ohne großes Aufsehen versteht sich, ermächtigt vom Ministerpräsidenten, der sich jedoch verleugnen lassen würde, wenn die Geschichte ruchbar wird. Und Bottando will einen letzten Einsatz in seinem Metier, was ihm Flavia nicht abschlagen kann. Lösegeld darf nicht gezahlt werden, trotzdem trudeln plötzlich drei Millionen €uro ein, aus einer unbekannten Quelle und schon ist die bepinselte Leinwand wieder da. Allerdings ist der Dieb schon tot. Wer also hat die Knete eingesackt? Und das Bild übergeben? Flavia stochert nach, macht sich jedoch keine Freunde damit. Ihr Göttergatte, Jonathan Argyll, hat bei Flavias Ex-Chef Bottando ein kleines Gemälde entdeckt und will, sozusagen, als Abschied für Taddeo B., eine Art Expertise erstellen, damit der gute Mann das, vermutlich teure Stück Kunst, in Zeiten des Hungertuchnagens veräußern könnte, um doch Butter aufs Brot zu bekommen. Dass sich plötzlich alles überschneidet, damit hätte ja nun keiner gerechnet. Kunstraub, im Zusammenhang mit missglückter Terroristenbekämpfung? Politisch angeordneter Mord? Mord aus niedrigen Beweggründen und doch politisch unterstützt? Pears reizt nicht nur jede Schublade im Genre Krimi aus, er baut neue mit ein und tischlert das Thema weiter aus. Iain dürfte, bei der Vorstellung wie der Leser auf seine Seiten reagiert, wohl Lachtränen in den Augen gehabt haben und dabei ist der Mann… Engländer. Vermutlich aber ein Fan von „Monty Python“, wobei er einen eher frischen Humor vorzieht, seine Worte zu Papier zu bringen. Iain Pears sollte man auf dem Spickzettel behalten, hat ja schon so ein, zwei Werke verbrochen. Wen wunderst, das Jonathan auch Engländer ist?

(Knaur)

ISBN 978-3-426-63426-4   331 Seiten     6,00€ (D)