BUCHCOVERREZENSION
Heitz.m Totenblick

MARKUS HEITZ –

Totenblick

Herr Heitz macht wieder einen Abstecher in den Thrillerbereich. Und das mit einigem Erfolg. Armin, hoffnungsvoller Musiker, hat sich mal wieder gehen lassen und in seinem Suff stolpert er durch Leipzig, Richtung Heimat. Sein Zustand zieht einen Räuber an, der mehr oder weniger höflich um seine Wertsachen, einschließlich des Bargeldes bittet, wobei er noch Glück im Unglück hat, ein Lebensretter tritt, wie der sprichwörtliche strahlende Ritter auf den Plan. Wenig später ist Armin tot, soviel Glück war dann doch nicht im Spiele. Aufwendig drapiert, der Mörder hat sich viel Zeit gelassen, liegt der Sohn eines einflussreichen Mannes am Tatort. Und schon stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Und die Todesfälle häufen sich. Der Totenblick beherrscht, mit Angst und Schrecken, die Behörde, die jetzt aufklären will und plötzlich Verluste zu beklagen hat. Jeweils die Person, die dem Opfer zuerst gegenübertrat, stirbt recht nebulös. Markus Heitz stochert im Mysterium herum, verbindet das mit realen Bildern und lässt Figuren über die Bildfläche stromern, von denen man sich fragt, wo die herkommen. Markus macht großes Kopf-Kino. Wenn Heitz draufsteht, dann ist auch 100 Prozent von ihm drin, da kann man unbesehen zugreifen und sich das zu Gemüte führen. Der Mörder will nicht nur spielen, er will auch etwas darstellen. Dem entsprechend sauer reagiert er, als noch ein Trittbrettfahrer seinen Auftritt haben möchte. So haben Ares Löwenstein und Bestatter Konstantin Korff alle Hände voll zu tun. Die Polizei, merklich personell ausgedünnt, kommt nicht wirklich auf den grünen Zweig. Markus Heitz tobt sich auf seinen Seiten völlig aus. Ist schon blanker Wahnsinn, wie er so manche Mysterien in seinem Buch einbindet. Und einen Thriller hinlegt, wo andere Schriftsteller seit Jahren nach suchen, wie viele Abenteurer den „Heiligen Gral“. Den hat Markus zwar nicht im Visier gehabt, aber das Ergebnis seines Buches ist schon fast gleichbedeutend, zumindest für den Leser, der hier richtig gut mit Stoff für die Augen versorgt und verwöhnt wird. Leipzig, im Würgegriff eines durchgeknallten Mörders, wird zu einer Stätte des Grauens. Man sollte schon ein gutes Nervenkostüm haben und, nebenbei, weit über den Tellerrand der menschlichen Wahrnehmung schauen können. Heitz entführt den Leser in eine andere Welt, die nebenan durchaus präsent ist und immer uns tangieren könnte.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-50591-5  519 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)

M. Heitz – Legenden der Albae – Archiv Nov. 2012
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