BUCHCOVERREZENSION
Damhaug.t InDerSchusslinie

TORKIL DAMHAUG –

In der Schusslinie

Torkil entwickelt sich zu einer atomaren Supermacht des Schreibens. Schockierende Thriller zu kreieren ist ihm, vermutlich, in die Wiege gelegt worden. Während alle in der Wüste buddeln, gräbt er ganz wo anders, wobei er viele Schleier legt und sich ziemlich in Dunkelheit hüllt, um was es ihm geht. Dabei lehnt er sich sehr weit über das Balkongeländer und schreibt sich etwas von der Seele, das so einigen Knallchargen ins Kämmerchen hauen dürfte. Nach seinen Zeilen sind seine überlebenden Figuren, in jedem Fall, reif für den Psychiater und/oder ein anderer Schriftsteller greift, vielleicht auch er selbst, das Thema neu auf und lässt sie mutieren. Jennifer, am Uni-Krankenhaus in Oslo beschäftigt, hat einen Fall am Hals, der sehr nebulös ist. Ein Verletzter wird eingeliefert, kurz danach ist der Mann tot. Fachgemäß hingerichtet. Nur zu dumm dabei ist, dass ihr Sohn Sigurd, in seiner Eifersucht, dafür gesorgt hat, das Ibro Hakanovic erst in die Lage kam, in Notaufnahme eingeliefert werden zu müssen. Und der gebürtige Bosnier hier eine Begegnung hatte, die er in seinen letzten Alpträumen nicht hätte haben wollen. Torkil Damhaug schlägt eine Schneise der Verwüstung durch das menschliche Leben, führt nebenbei alle ermittelnden, oder sonst wie eingebundenen, Personen aufs Glatteis und wenn sie dann nicht Opfer werden, lässt er sie sich im Kreise drehen, und alle Wege offen. Manchmal fährt er in einem ruhigen Wasser, nur um dann eine Springflut anlanden zu lassen, die man nicht erwartet hätte. Die Kripos Norwegens und die schwedische Polizei gehen von einem Bandenkrieg aus, der grenzübergreifend im Gange sein soll. Drogen, Menschenhandel. Hakanovic soll überall involviert gewesen sein. Katja, Sigurds Freundin und Schlafgefährtin, ist/war mit Ibro sehr verbunden. Verständlich, das der Bengel überreagiert hatte, er weiß ja noch nicht, was Torkil auf ihn zurollen lässt. Es gibt viele Fragen, die sich Jennifer Plåterud stellt. Eine ist, warum man einem Patienten mit Gehirnerschütterung plötzlich Morphium injiziert. Und danach tötet. Und, viel wichtiger, welche Rolle spielt ihr Sohn dabei. Schritt für Schritt offenbart Torkil Damhaug, der ein Thema auf dem Plan hat, seine Gedankengänge. Da kann man sich schon mal warm anziehen, denn der Norweger zieht mächtig an die Front. Und legt sich dabei sehr couragiert mit so einigen „Machern“ dieser Welt an, die in unserem Leben herumpfuschen wollen. Toller Schriftsteller, ohne Frage.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51615-7   487  Seiten     14,99€ (D)  15,50€ (A)

T. Damhaug – Netzhaut – Archiv August 2014