BUCHCOVERREZENSION
Green.m DerJuengsteTag

MICHAEL GREEN –

Der jüngste Tag

Ein Virus hat die Menschheit fast vollständig vernichtet. Nur eine Handvoll hat die Pandemie überlebt. In England und in Neuseeland sind zwei kleine Ansiedlungen, mit wenigen Einwohnern, die sich dem neuen Tatbestand stellen müssen, vielleicht eine neue Keimzelle der humanen Neuentwicklung zu werden. Mark, selbsternanntes Oberhaupt der Kiwis, segelte nach England und fand dort eine neufeudale Hackordnung vor, in der sich Nigel und seine drei Söhne es sich fürstlich gut gehen lassen, auf Kosten der anderen natürlich. Und die Verhältnisse sind mehr als inhuman und zeigen einfach nur, dass Menschen, wenn man dieses Prädikat verwenden möchte, selbst im Angesicht der Vernichtung einfach nur dämlich sind. Michael Green hat hier so einige Endzeitspektakel übertroffen und das Ganze mit einem hochbrisanten, wie spannenden Thriller gemischt. Mark kann einige der englischen Siedler dazu überreden, mit nach Neuseeland zu segeln, dem Feudalsystem der Nigel-Clique zu entkommen. Das geht natürlich nicht ohne Knatsch über die Bühne und, die ohnehin schon stark dezimierte Bevölkerung hat weitere Verluste zu beklagen. Ist Mark aber erstmal egal, er hat, was er wollte, frische Gene für seine Siedlung auf der anderen Seite der Welt. Und so sticht die „Archangel“ in See mit Kurs auf die Südhalbkugel der Erde. Mister Green hat aber mehr auf Tasche. In England bricht der totalitäre Terror aus, wodurch noch weitere Menschen sterben und eine Palastrevolte provoziert wird. Nigel wird durch das designierte Oberhaupt der Rebellen, Diana, überlistet und recht drastisch zum Tode befördert, seine drei Söhne werden in Haft genommen und sollen, durch knallharte Arbeit, bis an ihr Lebensende büßen. Doch auch hier braucht man die Gene zum Fortbestand der dümmsten Lebensform der Erde, was heißt, die drei Brüder fungieren ab sofort auch noch als Samenspender. Michael gibt seiner Fantasie freien Lauf, der Leser folgt. Eine Diktatur wurde abgelöst, eine neue installiert, ob das dann gerechter wurde, steht doch eher in den Sternen. Herr Green hat dafür ziemlich harsche Worte. Mark, mit seiner menschlichen Ausbeute, ist während dessen auf See und legt in Kapstadt an. Von dort geht es weiter Richtung Brisbane, Australien, wo noch weitere Überlebende vermutet werden, nur legt eine neue Krankheit alle Crewmitglieder flach, die sie zwar überleben, jedoch wie einen Fluch ab sofort mit sich herumschleppen. Michael Green ist die Horde der „Vier Apokalyptischen Reiter“ in Personalunion, nur das es, seit Terry Pratchett, ja fünf Reiter sind, davon jedoch einer in Pension. Tod, Krieg, Hunger und Pest waren es ja ursprünglich. Für Pest auf Rente kam dann Umweltverschmutzung hinzu. Michael hat Pest wieder rehabilitiert und jetzt verkörpert er fünf Reiter des Grauens plus der Schöpfung des griechischen Obergottes Zeus, Pandora mit der Büchse. Ein Fazit nach den Seiten von Michael ist, ob 7 Milliarden oder nur 70 Menschen, die Dummheit der Humanform einer Sonnenblume ist universell nicht messbar. Vermutlich ist die Sonnenblume intelligenter. Michael Green dokumentiert farbenfreudig und wortgewaltig, dass der durchschnittliche Intelligenzquotient der „Homo sapiens sapiens“ weit, und zwar ganz tief, unter der Grasnarbe angesiedelt ist. Trotz der Dringlichkeit, zusammen zu agieren, schlägt man sich die Köpfe ein. Das Buch wird man auf der Netzhaut behalten.

(Editionnova)

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