BUCHCOVERREZENSION
Foehr.a SchwarzePiste

ANDREAS FÖHR –

Schwarze Piste

Wenn Andreas Föhr an den Gattern der Pferde der Fantasie steht und sieht, wie traurig sich selbige auf begrenzten Raum drängen müssen, dann kann er nur eins tun. Das Tor öffnen, sie freilassen und auf bunte Wiesen und verschlungene Pfade führen, unter freien Himmel und strahlendem Sonnenschein, auf das sie sich richtig austoben können. Sein Garant… Leonhardt Kreuthner, ein Polizist, der so manchen Weg geht, den ein Otto-Normal nicht mal im Traum sehen würde. Dabei ist er nicht wirklich ein gesetzestreuer Bürger, sondern Erbe einer Schwarzbrennerei von Onkel Simon. Der mit Gott seinen Frieden geschlossen hat und auch, eher, frühzeitig entschieden hatte, das Alter für Schwarzbrenner herunter zu setzen. Leo war elf Jahre alt, als er seinen ersten Frischtrunk angesetzt hatte. Und sein Umfeld war auch nicht gerade dazu angetan, ihn auf normale Gleise zu setzen. Jetzt ist er Mitglied der Staatsmacht, kommt jedoch nicht so wirklich von seinen kleinkriminellen Umtrieben weg, nur versucht er das jetzt durch seine derzeitige Tätigkeit zu „legalisieren“. Clemens Wallner, Vorgesetzter und, doch manchmal zu wohlwollender, Chef, versucht, eher hilflos, die Eskapaden seines Unterstellten zu kaschieren. Andreas Föhr stellt schon mal das Bier kalt und Leo geht auf die Piste, um die Asche von Onkel Simon, illegal natürlich, in der freien Wildbahn zu verteilen. Dabei trifft er auf Daniela, die jetzt Bekanntschaft mit Kreuthners verstorbener Verwandtschaft macht und dabei ihre Kontaktlinsen verliert. Herr Föhr dürfte sich verbogen haben vor Lachen, der Leser wird es in jedem Fall und Leo muss jetzt den Blindenhund mimen, damit die gute Frau wieder in zivilisierte Landstriche kommt. Nur das der Weg von einem Schneemann verstellt wird, der auf einer Bank sitzt und sich als eine Frauenleiche entpuppt, Danielas Schwester. Nach dem Fund beginnt, selbstverständlich, die Ermittlung in einem Todesfall. Die Spurensicherung ist durch. Leo wurde, als auffindender Beamter, und wegen anderer „Aktivitäten“, erstmal vom Dienst beurlaubt. Um nicht einzurosten, organisiert er eine Tatortbegehung mit den, ja gelangweilten, Frauen seiner trauten Heimat, gegen Geld natürlich, der Versuch wär es ja wert. Und hat nicht nur prompt einen neuen Schneemann auf der obligatorischen Bank, was sich als nächster Todesfall entblättert, sondern in seiner Panik vergisst er, die führende Frauenvertreterin seiner Wohnlandschaft in einer Schneewehe. Wenn der Leser Bauchschmerzen vor Lachen bekommt, wie soll es da dem Autor ergangen sein. Wobei sich das Mitleid in Grenzen halten sollte, der Leser muss das öffentlich durchmachen, es sei denn, er versteckt sich. Herr Föhr, an seinem Schreibtisch, war ja undercover unterwegs, um am selbigen eine neue Trasse des Krimis zu entwickeln. Und hat sich versteckt, um den „ahnungslosen“ Leser mal vorzuschicken.

(Knaur)

ISBN 978-3-456-50860-2  423 Seiten   9,99€ (D)  10,30€ (A)

Föhr, Andreas - Totensonntag - Archiv Juni 2015