BUCHCOVERREZENSION
Koch.s Duenenkiller

SVEN KOCH  –

Dünenkiller

Herr Koch lehnt sich ganz weit aus dem Fenster. Seine Art, sich dem Leser mitzuteilen, ist doch bewundernswert, könnten ein paar, ganz viele, Größen unseres „demokratischen“ Lebens hier Schluckauf bekommen. Und er legt sich mit so einigen Leuten an. Dabei beginnt doch alles so „harmlos“. Eine Yacht wird, führerlos treibend, auf der Nordsee aufgefunden, an Bord drei tote Männer und ein Frau, die vor sich hin blutend, noch lebt. Sven Koch wird zum Alptraum des Fischers Ake Jonson, der nach diesem Erlebnis, vermutlich, seinen Job an den Nagel hängen wird, die IT-Branche soll ja viel versprechend sein. Sehr schnell wird klar, auf der „Seaspirit“ wurde ein Gewaltverbrechen begangen und das SOK, mit vier Leuten sehr „üppig“ besetzt, hat jetzt einen Fall am Hals, der nicht alltäglich ist. Ist aber noch nicht alles. Ceylan Özer, Führungskraft des SOK, wurde Opfer einer Messerattacke. Gott sei Dank ist sie wieder auf dem Dampfer. Tjark Wolf sucht noch immer nach der Todesursache seiner Mutter, die, vor geraumer Zeit, von einer Fähre stürzte. Femke Folkmer guckt nach ihrem Pferd Justin und Fred muss mal schnell einen Bewässerungsschlauch und einen Rasenmäher kaufen, sonst dreht seine Frau nicht nur am Rad, sondern auch durch. Sven geht lieber in den Clinch mit Drogenbossen, Kriegsgewinnlern, Mafiosi und Terroristen, sprich, unter anderem Politikern, aller Art, als sich mit der Ehefrau eines Polizisten anzulegen, deren Garten ihr Heiligtum ist. Humor hat er, alle Achtung. Davon weiß Mister V allerdings bis jetzt noch nichts. Er schläft gut, seine „Geschäfte“ laufen und er verdient sich so richtig bröselig, auf anderer Leute Kosten natürlich. Und er sitzt, wie eine fette Spinne im Netz, an den Hebeln der Macht, die unser Leben durchaus und nachhaltig beeinflussen, ohne dass wir eine Ahnung davon haben. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er feststellen muss, dass Sven auf seinen Spuren wandelt. Ein Punkt, den der Oligarch so nicht hinnehmen kann und Herrn Koch ganz schnell  bluten lassen würde, wenn er das wüsste. Aisa, die Überlebende der „Seaspirit“, hat noch eine Rechnung mit ihm, Mister V, offen. Verständlich bei ihrem Lebenslauf, und Mister P ist schon auf Abfangkurs, wenn Herr V Schiffbruch erleiden sollte. Eine Hackordnung, ganz anderer Art. Die Mitarbeiter der Sonderkommission für organisierte Kriminalität, SOK, werden in eine Situation hinein gestoßen, wo sie, eigentlich, eine hilflose Person beschützen wollten und sich plötzlich in einem Inferno der brutalsten Gewalt wiederfinden. Dass durch die organisierte Kriminalität, ups, seriöse Geschäftstätigkeiten erst hervorgerufen wurde. Sven Koch riskiert hier den Fenstersturz, den nur der Leser und der Verlag verhindern können. Der erste, weil er es liest, sich Gedanken macht, Zusammenhänge erkennt und der zweite, der das genauso publiziert, um so einigen Pappfröschen mal was klar zu machen. Investigativer Journalismus ist, trotz Fernsehfron und dem Kotau vor den Geldhaien, noch lange nicht tot. Koch zieht einen messerscharfen Bogen und wirft viele Fragen neu auf, die man heute gerne in der Vergessenheit sieht. 9.11 wird immer wieder breitgetreten. Nur, wann hat Frau Merkel das letzte Mal „Beslan“ erwähnt. Ein Ort, wo Alpträume menschlicher Gefühle Gestalt annahmen und unsere „Oberen“, sich heute noch, dumm und dämlich dran verdienen. Die Opfer wurden nicht gefragt, und die Jahreszahlen der Tragödien reihen sich aneinander, wie Perlen auf einer Kette.  Sven Koch fragt jedoch nach und gibt einem Szenario freie Bahn, wo eine einsame Wölfin, Aisa, auf Jagd geht. Was in der Natur nicht, wirklich, funktionieren wird, Wölfe jagen im Rudel. Wir, die Leser, der Autor und der Verlag, sind das Rudel. Und wir jagen. JETZT! Fragen, an die Regierung, wie funktioniert das? Und wie soll das weitergehen? Und wo soll oder wird es enden? Sven Koch hat hier ein couragiertes Buch hingelegt, das man in einem Zug lesen wird. Keine Chance, es aus der Hand zu legen. Einmal angefangen, geht man bis zum Ende.

(Knaur)

ISBN  978-3-426-51633-1    423 Seiten   8,99€ (D)  9,30€ (A)