BUCHCOVERREZENSION
Leibrock.f Todesblau

FELIX LEIBROCK –

Todesblau

Felix entpuppt sich als ein tapferes Schneiderlein, schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe. Er schreibt nicht nur einen Thriller, sondern würzt ihn mit leichten humoristischen Einlagen, so nebenbei, arbeitet sehr intensiv an einer Form von Situationskomik, da kann man schon das Grinsen bekommen. Dazu kommt ein Ausflug in die Geschichte des Bauhauses in Deutschland. Schließlich hat ja nicht jeder normale Mitteleuropäer ein Originalgemälde von Lyonel Feininger, aus dem Künstlerkreis der „Blue Four“, im Schlafzimmer zu hängen. Nur Käthe Klemm, eine ehemalige Heimerzieherin in der DDR. Die gute Frau wurde jedoch ermordet, das Prachtstück von Bild, von der Spurensicherung ignoriert, ist verschwunden, nur weiß das noch keiner. Herr Leibrock präsentiert im Zuge seiner Seiten mehrere Tatverdächtige, die von der Polizei Weimar unter die Lupe genommen werden. Häufig passt die Indizienkette zusammen, nur schlagkräftige Beweise bleiben Mangelware. Die Kripo steht unter Druck und unsere freiheitliche Presse reibt sich vergnügt die Hände, kann man doch die maulwurfsblinde Staatsmacht mal wieder ordentlich auf die Schippe nehmen, dessen derzeitiges kleines Oberhaupt sich gerne in der Vergangenheit und damals gelösten Fällen suhlt und sich bei jedem neuen Indiz ziemlich weit aus dem Fenster lehnt. Sascha Woltmann, aus familiär-persönlichen und auch Karrieregründen von Berlin nach Thüringen umgesiedelt, soll Licht ins „Blaue“ bringen und das geht leider nicht ohne Reibereien über die Bühne. Im Team herrschen Mobbing, Machtkampf und Selbstgefälligkeit. So kann man keine richtige Ermittlertätigkeit durchziehen und so wühlt jeder für sich, vor sich hin, und das Gemälde hat noch keiner so richtig auf dem Plan. Wie Felix so manchen unserer Zeitgenossen reflektiert, hat schon was für sich. Dann passiert ein zweiter Mord. Ein italienischer Kunstagent. Neue Spuren kommen ans Tageslicht, welche sind dann relevant? Verdächtige, berechtigt oder nicht, gibt es so einige. Mordermittlungen sind keine Diner Party, auch wenn manche das gerne so sehen wollen, hier kommt man nur harter Polizeiarbeit nach vorn. Herr Leibrock hat hier ein unterhaltsames Buch vorgelegt, da kann man doch auf mehr hoffen. An dieser Stelle sei jedoch davon abgeraten, sich Gemälde von Feininger, Kandinsky und Co. ins Schlafzimmer, oder auch sonst wo, hin zu hängen, könnte doch jemand falsches darauf aufmerksam werden.

ISBN 978-3-426-51616-4  347 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)

Knaur