BUCHCOVERREZENSION
Busch.p DasLaechelnDesBoesen

PETRA BUSCH  –

Das Lächeln des Bösen

Der Früchtekorb für Thriller-Autoren hängt so ziemlich hoch und nicht jeder Schreiber erfüllt das Maß, das einen guten Roman in der Richtung auszeichnet. Frau Busch hingegen wird, mit einem Lächeln im Gesicht, den Korb ohne Gewissensbisse plündern dürfen, solange ihre Protagonisten virtueller Natur bleiben und ihr Lächeln ohne Bosheit den Leser erreicht. Nina Bach ist etwas anders als andere Menschen. Vergleiche hinken bekanntlich, hier drängt sich aber so ein bisschen Lisbeth Salander auf. Wobei Petra nicht abkupfert, sondern eine eigene Figur zum Leben erweckt und sie in die Schrecken einer Welt steckt, die keiner wirklich verdient hat. Nina, mittlerweile 28 Jahre, war das schwarze Schaf in der Familie und hat jeglichen, neuzeitlichen Kontakt bisher vermieden, sowohl mit ihren Eltern, als auch mit ihrer Schwester. Grund dafür ist eine nicht ganz so glückliche Kindheit und die Gewissheit, dass sie mit ihrer derzeitigen Existenz voll auf zufrieden ist. Nur hat Frau Busch anderes vor. Ninas Schwester Frauke stirbt. Suizid, ganz klar. Zumindest für die Exekutivmacht, die hier die Stunde der toten Augen demonstriert. Immerhin hat sich die Tote erheblich „selbst“ verstümmelt? Nina ist dieser Punkt sehr suspekt und ihre Schwester war alles andere, als ein Mensch, der sich still und heimlich vom Acker gemacht hätte. Und so fängt sie an zu stöbern, wenn auch noch widerwillig. Dabei lernt sie Emil Koswig kennen, den Pathologen, der die Obduktion vorgenommen hatte. Vor einem Jahr ging dessen Frau einen ähnlichen Weg. Frauke fehlte ein Stück Haut vom Unterarm, Alexandra ein Auge, für die blindenstockbewaffneten Ordnungshüter ein glasklarer Beweis für Selbstmord. Und so wühlen Nina und Frau Busch etwas weiter. Nina Bach, mit einem Helfersyndrom geschlagen, verliebt sich in den Witwer, der ja auch noch seine einjährige Tochter Lea versorgen muss, als alleinerziehender Vater und nur die Hilfe von Theresa, dem Kindermädchen, hat, sonst jedoch voll im Arbeitsstress steckt. Emil reagiert mit Verliebtheit, die sich steigert in Besitzansprüche und despotischem Verhalten. Dann taucht eine dritte „Selbstmörderin“ auf.  Ihr fehlt ein Ohr und, sowohl die Polizei, als auch die Staatsanwaltschaft füttern weiterhin ihre Blindenhunde. Perfides Denken wird von vornherein ausgeschlossen, man kann sich ja gegenseitig auf die Schulter klopfen. Nebenbei lässt Petra die desorientierte Exekutive Entscheidungen fällen, die jeglicher Form und Gesetzgebung einer Demokratie entgegenlaufen. Einer Gesellschaftsform, die anzustreben wäre, wenn sich die Definition anwenden ließe, sich in unserem Land jedoch in den eigenen Schwanz beißt, da die Ausführenden nur ihren eigenen Vorteil sehen und dafür über Leichen gehen. Frau Busch bringt das rasierklingenscharf auf den Punkt. In einem System, das sich wort- und artikulationsreich selbst feiert und hoch lobt, dabei jedoch von der Wahrheit so weit entfernt ist, das man den Pferdekopf-Nebel mit dem Nachtbus erreichen könnte, ist eine Stimme wie Petra Busch einfach von Nöten und absolut wohltuend. Man merkt, dass man nicht allein dasteht.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51548-8  435 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)