BUCHCOVERREZENSION
Ditfurth.c DerConsul

CHRISTIAN v. DITFURTH  –

Der Consul

1932. In Weimar, nach verlorener Wahl, wird der Parteivorsitzende der NSDAP, Adolf Hitler, ermordet in seinem Hotelzimmer gefunden. Kriminalkommissar Stefan Soetting  aus Berlin wird beauftragt, dieses Kapitalverbrechen aufzuklären. Christian von Dittfurth erwähnt in seiner Anmerkung am Ende des Buches, das er sich einige schriftstellerische Freiheiten genommen hat. So wurden, unter anderem, einige Einrichtungen erfunden und AFP, die Nachrichtenagentur, die 1944 gegründet wurde, durfte, bei ihm schon am Anfang der dreißiger Jahre arbeiten. Das er mit dem Mord am Führer der NSDAP und späteren Reichskanzler des Großdeutschen und Dritten Reiches die Historie völlig auf den Kopf gestellt hat, darüber geht er kommentarlos hinweg. Aber das ist auch nicht so wichtig, immerhin hat er hier einen fiktiven Roman hingelegt, den man appetitreich verschlingen wird. So wird der Berliner Polizist nach Weimar beordert, wo die heimische Ordnungsmacht schon mal die, vermeintlich, Schuldigen in Haft genommen hat. Nur Soetting ist Kriminalist, er will Beweise für die Untat und keine politisch motivierten und damit fast unhaltbaren Anschuldigungen. Ihm ist egal, aus welcher Ecke der Täter kommt, nur steht er mit dieser Einstellung völlig isoliert da. Herr von Dittfurth gibt sich die Ehre, seine Handlungsfigur völlig im Hagelschauer der Ereignisse stehen zu lassen, um sich gemütlich zurück zu lehnen und zu beobachten, wie Soetting damit klar kommt. In Weimar kommt er so nicht weiter und mittlerweile, wieder in Berlin, überzieht eine Mordserie die Reichshauptstadt. Erstes Opfer wird Röhm, oberster größter Meister der SA. Die Nacht der langen Messer wurde hier etwas umgedeutet. Danach wird Propagandaspezialist Goebbels von den Lebenden getrennt und Georg Strasser hat genau das gleiche Pech. Diese Morde zeigen ein eindeutiges Muster, im Gegensatz zur Akte Hitler, der mehr im Affekt getötet wurde. Die NSDAP hat so einige Führungspersönlichkeiten verloren. Da es im Reich brodelt, Versailler Vertrag, Flügelkämpfe im politischen Parkett und auf der Straße, kommt es jetzt zu bewaffneten Auseinandersetzungen und mitten drin Soetting, der in seinem Idealismus, immer noch die Mordfälle bearbeitet und seine Ehre als Kriminalist verletzt sieht, sich mit ideologischen Vorgaben zufrieden zu geben. Dittfurth, vermutlich von Georgi Dimitroff inspiriert,  lässt die Puppen tanzen und der Leser tanzt mit.

(Droemer)

ISBN   3-426-19609-3   412 Seiten