BUCHCOVERREZENSION
Hodgson.a Teufelsloch

ANTONIA HODGSON –

Das Teufelsloch

Das ist ein Buch, wonach man sich alle zehn Finger leckt und die vom Nachbarn schon mal in Augenschein nimmt. Antonia Hodgson nimmt den Alltag im berüchtigtsten Schuldgefängnis von London, dem Marshalsea,  im Jahre 1727, unter die Lupe und schreibt einen spannenden Roman mit fiktiven und aber auch realen Personen. Könnte man auch als Gefängnisreportage, gepaart mit einem Thriller, durchgehen lassen. Tom Hawkins ist ein junger Gentleman, leider nicht so bodenständig, spielt und trinkt gern, nimmt seine Zahlungsverpflichtungen nicht so ernst. Damit bringt er sich natürlich etwas in die Bredouille, sein Vermieter will sein Geld sehen und ein paar andere Gläubiger auch. So versucht er im Spiel sein Glück und es ist ihm hold, nur wird er danach überfallen und die Kohle ist weg. Ein fingierter Brief an seinen Vermieter bringt das Fass zum Überlaufen und der Pfarrerssohn wandert in den Knast. Dort trifft er nicht nur den berüchtigten Insassen Fleet, der einschüchternd und bedrohlich ist, und dessen Mündel Kitty, sondern findet auch eine Situation vor, die ziemlich verworren ist. Ein Insasse wurde ermordet, aber der Fall wird als Suizid deklariert. Frau Hodgson manövriert den Sohn aus gutem Hause in eine ziemlich verzwickte Situation. Einerseits Schulden ohne Ende, andererseits beim gefürchtetsten Mann einquartiert, keine Puseratze in der Tasche, tritt sein bester Freund an ihn heran, mit dem Vorschlag, den Mord aufzuklären und damit seine Freiheit wieder zu erlangen und von allen Schulden befreit zu sein. Mit Absegnung der Gefängnisleitung. Immerhin war der Ermordete eine Art lokale Persönlichkeit, die allseits eher beliebt war. Dessen Witwe im Gefängnis herumgeistert, obwohl alle Schulden getilgt sind, um Licht ins Dunkle zu bringen. Da kommt ihr Tom, als Ermittler auch gerade recht. Antonia zieht Stränge zusammen und wieder auseinander, da bleibt kein Auge trocken. Ihr Erzählstil ist der Zeit angepasst, aber trotzdem leicht verständlich. So gestaltet sich das Buch zu einer Tagesaufgabe, einmal in die Hand genommen, wird es erst wieder aus der Hand gelegt, wenn man auch die letzte Seite gelesen hat, einschließlich des Anhangs in dem der reale Hintergrund dieser Zeilen beleuchtet wird, die historisch authentischen Personen gelistet werden und es noch einige Erklärungen zu Begriffen aus dieser Zeit im Glossar zusammen gefasst werden. Tom ist eine Persönlichkeit, die Schwierigkeiten und Unbill, welche Untertreibung, förmlich anzieht. Die Autorin schiebt in den jungen Hawkins in Sachen, da bekommt man Gänsehaut. Tommy eckt, fast, überall an. Nur, wo kann man Lügen von der Wahrheit trennen? Alles in allem ein unterhaltsames, spannendes und lesenswertes Buch, bei dem man alle Daumen nach oben streckt.

 ISBN 978-3-426-65345-6   475 Seiten    

(Knaur)