BUCHCOVERREZENSION
Russell.c Lennox

CRAIG RUSSELL–

Lennox

Craig Russell ist irgendwie anders als andere. Hier hat er einen Krimi hingelegt, vom Feinsten. Glasgow, im Jahre 1953, die Folgen des Krieges sind noch mittelbar zu spüren, aber zumindest ist die Unterwelt schon mal aufgeteilt, unter den „Drei Königen“. Aber die Konkurrenz für die Majestäten wird größer. Noch hat man das Problem im Griff. Nur werden so manche Möchtegerngangster jetzt Opfer, wo sie eigentlich Jäger sein wollten. So die MacGaherns, Zwillinge, unterschiedlicher wie sie nicht seien könnten. Mit so einigen Betätigungsfeldern, die noch von den großen Drei toleriert wurden. Die Ordnungsmacht, wie immer, maulwurfsmäßig blind, reagiert natürlich. Nur, mit grob gesagt, mäßigen Ergebnissen. Hier schubst Craig seinen Privatermittler Lennox ins Wasser. Obwohl er gutgehende Aufträge hat, soll er plötzlich in Verbindung mit den Morden gebracht werden, von den Blinden als Täter, von den Königen als Ermittler. Ein Dilemma, das Russell, als Jux, richtig vertieft und genüsslich ausschlachtet. Lennox hat hier keinen leichten Stand, je mehr Fragen er beantworten kann, desto mehr Ungereimtheiten tauchen auf. Und sein Schöpfer hat nichts Besseres zu tun, als ihm noch mehr Rätsel auf zu bürden. Nebenbei fallen immer mehr Gangster um, wie die Fliegen im Gletschereis und Lennox kommt nicht wirklich einen Schritt voran, ist aber immer argusäugig im Visier der blinden Ordnungsmacht und der Unterwelthierarchie. Craig Russell beweist hier einen ziemlich trockenen, wie auch schwarzen Humor. Zumindest kann Lennox über sich selbst lachen, obwohl sein Hintern so manches Mal auf Grundeis trifft.  Und er in so manche Bredouille gerät. Hilfe von seinem Schöpfer ist rar gesät, Unterstützung kann er nur vom Leser bekommen, der ihn durch die Seiten begleitet. Und das wird der Literaturäugige tun, er wird Lennox bis zum bitteren Ende zur Seite stehen und dann Craig Russell verklagen, wegen Missachtung des Menschenrechts einer Romanfigur auf ein ruhiges Privatleben. Aber, ob Lennox das dann wirklich will?

380 Seiten

(Editionnova)