BUCHCOVERREZENSION
Kluepfel Kobr Herzblut

VOLKER KLÜPFEL & MICHAEL KOBR  –

Herzblut

Mittlerweile ist Kommissar Kluftinger schon eine Lichtgestalt in der deutschen Krimiliteratur geworden. Der gute Allgäuer Polizist, mit seiner charmanten, behäbigen Art, der süddeutsche halt. Die beiden Autoren plaudern sozusagen über die Polizeiarbeit, im heimischen, aus dem Nähkästchen. Ist ja nicht der erste Fall. Die Autoren geben sich die Ehre, dem Mann, den sie darstellen wollen, einen gemütlichen Charakter überzuziehen. Nur hat Klufti Probleme, er ist älter geworden, Zipperlein setzen ihm zu, Schmerzen auf der linken Brustseite lassen ihn schlimmes ahnen. Und schon tritt sein Lieblingsfeind, Doktor Langhammer, auf den Plan. Seine Ernährung muss umgestellt werden,  und seine Frau Erika begrüßt das, im Gegensatz zu seiner Mutter, die eine Verschwörung gegen die Fütterung ihres Sohnes wittert. Keine Kässpatzen mehr, nur noch Öko-Futter. Sein Sohn hat eine japanische Freundin, mit Heirat im Plan, deren Eltern im fernen Nippon wissen wollen, was ihre Tochter in Deutschland so treibt. Nur sind das seine geringsten Sorgen. Ein Serienmörder ist auf dem Trail und hat schon mehrere Opfer auf dem Zähler. Der Täter ist nicht gerade zimperlich. Er hat es auf ein bestimmtes Organ abgesehen. Das Herz, das er seinen Opfern entfernt, oder anderweitig malträtiert. Seine Machenschaften lassen die Polizei im Allgäu erschauern. Trotz akribischer Kleinarbeit kommt man dem Übeltäter nicht wirklich nahe. Klüpfel und Kobr lassen den Mann im Regen stehen und Kluftinger muss schuften, wie ein Ackergaul, sich mit Sachen herumschlagen, die nicht wirklich einer braucht. Er trägt es mit Fassung, manchmal aber auch nicht. Irgendwann ist auch für den Kommissar eine Grenze erreicht, vor allem, wenn bei seinen Fällen immer zwei Autoren mit Gewehr bei Fuß stehen, ihm Knüppel in den Weg zu legen. Da hat auch der süddeutsche Sonnenschein irgendwann die Schnauze voll. Vor allem weil beide Schreibtischtäter ihn immer wieder über den Tisch ziehen. Hier, haste ´nen Humpen Bier, erzähl mal ´ne spannende Geschichte und wir streichen die Tantiemen dafür ein. Ja, Klufti ist nicht wirklich zu beneiden. Schließlich muss er die Drecksarbeit machen, während seine Biografen sich entspannt zurücklehnen und den Verlag Droemer-Knaur Nachfahren bis zum letzten Blutstropfen aussaugen.

(Knaur)

ISBN 978-3-426-51183-4  394 Seiten     9,99€ (D)   10,30€ (A)