BUCHCOVERREZENSION
Baldacci.d DieKampagne

DAVID BALDACCI –

Die Kampagne

Ein mutiges, spannendes und richtig geiles Buch. Wird man nach nicht mal der Hälfte der Lektüre niemals mehr vergessen. Das erste, was rüberkommt, ist folgendes Zitat: „Warum Zeit damit verschwenden, die Wahrheit zu ergründen, wenn man sie ebenso gut erschaffen kann?“. Baldacci zelebriert hier den Heldentod der „Demokratie“. Und das gleich auf den ersten Seiten. Zeit verschwendet er nicht. Parallelen zu Martin Maurers „Terror“ bieten sich förmlich an. Unsere Politiker und Machtmenschen, die ohne unsere tägliche Arbeit, sich nicht mal ´ne Schrippe schmieren könnten, für sich selbst oder für andere, was ja sowieso ein Novum wäre, für andere etwas sinnvolles zu tun, sich aber selbst für den Nabel der Evolution halten, machen sich tagtäglich daran, wenn sie überhaupt registrieren, dass wir da sind, uns informationsreich und wahrheitsresistent darüber in Kenntnis zu setzen, dass die Welt in Gefahr ist. Mark Twain hat schon bemerkt, dass Wahrheit ein so kostbares Gut ist, das Politiker nur sehr, sehr sparsam damit umgehen. Und das dürfte, gelinde gesagt, noch an Untertreibung grenzen. Nur die Frage, die sich stellt, wer hat Interesse daran, das alles so darzustellen, dass normale Menschen zu Säbelzahntigern werden. Der Fußballclub Einheit Pankow? Der Pizzabäcker, der zwei Minuten Fußweg entfernt seinen Laden hat und auf die Rasenfläche gucken kann? Der Arbeiter, der seine Schicht durchzieht, um seinem Nachwuchs das Studium zu ermöglichen? Der Bauer auf dem Feld? Oder Oma, die gerade für das dritte Enkelkind mal ein Paar Socken, plus Pullunder und Schal, gestrickt hat, die zwar keiner anziehen will, aber eine Kriegserklärung an alle Teens, und, damit vermutlich für den Rest der Welt, darstellen? David Baldacci schreibt über einen ungewöhnlichen Mann, der in die Fänge einer Organisation geraten ist und deren besten Mann er, mittlerweile, darstellt. Einen, der die Welt verbessern will. Nur als Einzelkämpfer wird man nur die Symptome bekämpfen, die Ursachen liegen tiefer. „Die Kampagne“ ist eine Verschwörung gegen den Rest der Welt, nur ohne Omas Strickmode, damit einzelne, sind wohl eher viele gemeint, sich große Stücke aus dem Kuchen-Büfett, namens Mammon, rausklauben können. Kollateralschäden inbegriffen, immerhin wären so manche Menschen gleich tot und müssten sich nicht noch zehn Jahre durch Furcht, Armut  und Elend schleppen. Hehrere Gedanken eines Mannes, der auf einer 300-Millionen-Dollar-Jacht einen Drink nimmt, mit der Aufrüstung an Kriegsspielzeugen an allen Fronten richtig Geld verdient und sich noch als Wohltäter sieht. Auch eine Lebensweisheit, muss ja halt nicht jedem gefallen. Das Schiff, übrigens, war ein Schnäppchen. Baldacci zerrt am Spannungsregler, da fällt einem das Messgerät aus der Hand. Perzeptionsmanagement ist das Schlagwort. Wie mache ich aus Unwahrheiten, Halbwahrheiten. Verheize das an die Menschen, bis sie daran glauben und es als Wahrheit akzeptieren. Was David hier kredenzt, ist nicht die Frage, wie, das dürfte ja offensichtlich sein, sondern warum ist das so möglich? Sind wir wirklich so dumm? Parallelen zu unserer heutigen Politik schreien förmlich danach, recherchiert zu werden.  Nur nutzt das Shaw nicht viel, er ist im Fadenkreuz und ducken ist nicht gerade seine Stärke. Im Gegenteil, er sucht die Konfrontation. Aus verständlichen Gründen. Seine Verlobte Anne wurde ermordet. Und er hat die Schnauze voll davon manipuliert zu werden. Für Shaw hat die Welt ein, sein, Ende. Nur noch Rache an den Verantwortlichen und dann ist Schluss. Baldacci kommentiert das Schmierentheater der Politik. Er ist ein Freigeist, der sich mal Gedanken gemacht hat, wie wir hinters Licht geführt werden und den selbsternannten Führungskräften und deren, vermutlich „demokratisch“ gewählten, Ausführenden auf den Leim gehen. Die selbst unfähig sind, Politik dahin gehend umzusetzen, dass es den Menschen nutzt, wofür sie ja eigentlich einen Eid schwören, beim Amtsantritt. David zeigt eindeutig, es ist alles nur Makulatur. Und das macht er richtig gut.

476  Seiten

Lingen