BUCHCOVERREZENSION
Erikson.s DieGaertenDesMondes

STEVEN ERIKSON  –

Das Spiel der Götter 1 – Die Gärten des Mondes

Zu Sterben ist unsere Natur. Der Tod ist uns in die Wiege gelegt worden, wie ein Kuckucksei. Nur ist der Tod etwas Schlimmes? Eigentlich nicht, ist ja noch keiner wieder gekommen und hat sich beschwert. Nur Dumm oder/und sinnlos dahin zu scheiden, der Gedanke daran, wird wohl zu einer schweren Psychose führen. Eriksons Magierin Flickenseel hat mit genau diesem Punkt ein Problem. Wenn schon tot, dann bitte mit Tiefgang. Und er führt die Diskussion weiter. Nach der Schlacht um Fahl, wo viele Menschen, zum Zeitvertreib der Reichen, Schönen und Mächtigen, ums Leben kamen, Seel überlebt hat, stellt sich die Frage, wer welche Interessen hat. In grauer Vorzeit hat der Imperator einen gewaltsamen Tod erleiden müssen und seine loyalen Truppen sahen sich einer Verfolgung ausgesetzt, die Frau Imperatix Laseen, Nachfolgerin in Sachen Macht, in Gang gesetzt hat um eben selbige zu dezimieren, bis sie keine Gefahr mehr darstellen. Sergeant Elster erhält Befehl, mit den Resten seiner Eliteeinheit „Brückenverbrenner“, sich nach Darujhistan, einer feindlichen Stadt, zu begeben um die Belagerung vorzubereiten. Ein Himmelfahrtskommando, wie es im Buche steht. War über Fahl schon die fliegende Festung Mondbrut präsent, samt Verrat des Hohemagiers Tayschrenn, so wird hier klar, das Elster`s militärischer Verband auf Vernichtungskurs geschickt werden soll. Die gesamte zweite Armee unter Befehlshaber Dujek Einarm soll der Geschichte anheimfallen. Noch ist der Sergeant ein loyaler Soldat, der klaglos sich in sein Schicksal fügt, dafür ist er Militär. Befehle werden ausgeführt, nur das Steven diesem sinnlosen Sterben mal den Kampf angesagt hat. Mit Elster und Flickenseel hat er Charaktere erschaffen, die das Treiben der Oberen hinterfragen. Wie weit gehen unsere Machtbesessenen einen Weg, der unsere Angehörigen und uns selbst, in den Tod treiben, nur für ihre Interessen. Steven Erikson formt nicht wirklich ein neues Universum, zu bekannt sind die Hintergründe, aber er wirft einen ziemlich markanten Diskussionspunkt auf. Militärischer Gehorsam, ein Fakt, der so manche Tragödie verursacht hat, und es weiter tun wird. Und wie unsere Machtbagage das ausnutzt. Erikson entpuppt sich als gnadenloser Kriegsberichterstatter, der keine, noch so kleinen, Details auslässt, damit auch nichtmilitärische Naturen einen Einblick in die Funktionsweise der Macht bekommen, die Politik in einer anderen, gewaltsamen Form weiterführen soll. Er lässt richtig die Sau raus, wenn es um Befehlsketten geht. Im Deckmantel der Fantasy gibt Erikson eine harsche Gesellschaftskritik vom Feinsten, gepaart mit einem epischen Roman, in dem viele menschliche und nichtmenschliche  Rassen aufeinander prallen, wobei er den Pfad Tolkiens nur als roten Faden nimmt. Seine nichtmenschlichen Rassen sind anders als wir, vielleicht humaner als wir es seien könnten. So hat Sergeant Elster einen Namen von den Moranth erhalten, „Vogel-Der-Stiehlt“, seinen Humor hat Steven also noch nicht verloren. Dazu mischt er Götter und Kartenspiele mit hinein, um dem Leser ein buntes Gemenge und viel Unterhaltung zu bieten. Um dem die Krone aufzusetzen, gibt es ein interessantes Wiedersehen mit der fliegenden Festung und seinem Herrn Anomander Rake, so zumindest sein Namen im deutschen verständlich. Eines kann man dem Schreiber Erikson unterstellen, er hätte auch Teppichweber werden können. Viele Knoten zieht er an, um seine Geschichte darzustellen. Er baut seine Handlung immer weiter aus. Flächenbrandmäßig rollt das Geschehen über den Leser. Tad Williams hätte seine wahre Freude, R.A. Salvatore würde mit ihm erst mal ein Bier trinken gehen  und Tolkien hätte ihn adoptiert und als Erbe anerkannt, ohne dass es ihm einer neiden würde.

(blanvalet)

ISBN 978-3-442-26909-9   783  Seiten  9,99 € (D)   10,30 € (A)