BUCHCOVERREZENSION
French.t Schattenstill

TANA FRENCH –

Schattenstill

Frau French fährt die richtig dicke Kanone an die Front. Eine Familie wird massakriert, Opfer dieses Holocaust sind der Vater, plus Sohn und Tochter, im Kindesalter. Die Mutter überlebt. Eigentlich eine Vorzeigefamilie. In einer hin gepfuschten Wohnsiedlung, deren Standort mehr als nur Erinnerungen an (un)glückliche Kindertage bei einem der Ermittler hervorrufen.  Detective Mike Kennedy, im Schlepptau Neuling Richie Curran, soll ermitteln, wie und warum dieses Verbrechen geschah. Nur entpuppt sich Tana´s Topermittler als ein Individuum, dem man erst mal nicht wirklich folgen möchte. Zeit für Richie, etwas Sympathien einzuheimsen. Wenn man sich dann Mikey besser beleuchtet, kann man verstehen, weshalb der Mann ständig auf brass ist. Ein Verdächtiger ist in Gewahrsam, ist es der Mörder? Oder wird etwas übersehen. Tana knallt dem Leser ein Paket vor den Latz, ist schon eine wahre Pracht. Welche Spur ist relevant? Reicht ein Geständnis, ohne wirkliches Wissen um den Tathergang? Die Meinungen prallen aufeinander, das knallt und raucht, und Frau French überlässt dem Konsumenten ihrer Zeilen das Feld der Ermittlungen, interaktives Lesen halt. Nicht das sie ihre Story aus der Hand gibt, da hat sie die Zügel fest im Griff. Aber der Leser ist gefordert, eigene Überlegungen anzuführen um dem Stoff zu folgen, seine Sympathien zu verteilen und, genau, den Tathergang zu rekonstruieren. Einen Mord, egal welcher Größenordnung, aufzuklären ist kein Kinderspiel, sondern mühsame Arbeit, wie Frau French es sehr anschaulich in diesem Thriller darstellt. Wenn man dann noch mit persönlichen Konflikten konfrontiert wird, kann sich daraus sehr schnell ein Alptraum entwickeln. Und Ermittler sind ja auch nur Menschen. Tana French schickt den Leser in ein Labyrinth des Grauens und Staunens, gleichzeitig zerrt sie einen Mahlstrom der Emotionen an die Oberfläche.

(Fischer)

ISBN 978-3-596-18882-6   729Seiten     9,99€ (D)  10,30€ (A)