BUCHCOVERREZENSION
Larsson.s Verblendung

STIEG LARSSON –

Verblendung

Eins kann man sofort feststellen, Stieg Larsson hat eine blumige Ausdrucksweise. Seine Handlungsfigur, Lisbeth Salander, fungiert zwar als Ermittlerin für ein schwedisches Sicherheitsunternehmen, ist aber sonst etwas unangepasst, gerichtlich als sozial untauglich eingestuft, mit Betreuungsbedarf. Der Betreuer, den sie jetzt hat, ist  allerdings noch kranker als sie. Allerdings gesellschaftlich integriert und akzeptiert. So hat ihr Brötchengeber, Dragan Armanskij, seine liebe Not mit ihr. Meister Larsson beschreibt dieses Dilemma sehr farbenfroh. Nur ist sie die Beste, in ihrem Fach. Ermittlungen aller Art sind ihr Metier. Sie wird auf Mikael Blomkvist angesetzt. Ein Journalist aus Überzeugung, der versucht, Brause Pauls zu entlarven, die recht verschludert, mit den Steuergeldern des schwedischen Kleinverdieners an den Staat  umgehen. Hier drängt sich ein Zitat von Terry Pratchatt auf: „Wenn ein Mittelloser ein Jahr ins Gefängnis muss, weil er aus Hunger gestohlen hat, wie hoch müsste dann der Galgen für einen Reichen errichtet werden, der das Gesetz aus purer Raffgier bricht?“. Und nun kommen beide Charaktere zusammen, der Zeitungsmensch und die völlig geoutete Ermittlerin. Verschiedener können die handelnden Personen nicht sein. Kann man schon als den „Kampf der Titanen“ bezeichnen. Ein Ansatz, den Stieg prompt nutzt, um seinen Leser an sich zu binden. Dauert zwar einen Moment, aber in dem Augenblick, wann sie gemeinsam ihre Recherchen aufnehmen geht dann richtig die Post ab. Jetzt geht es um das Salander-Prinzip: Schweinehund bleibt Schweinehund, wenn man den rankriegen kann, ist zumindest etwas in der humanen Gerechtigkeit passiert. Und Lisbeth hat allen Grund, richtig stinkig zu sein, nur ist sie als geschäftsunfähig eingestuft und damit eher unglaubwürdig.  Eigentlich sollte Mika das Verschwinden eines sechszehn Jahre alten Mädchen, aus gutem Hause, schwedischer Couleur, vor vierzig Jahren recherchieren, nur worauf man stößt, hätte keiner, auch nur ansatzweise, gedacht. Ein Rundum-an-alles-für-den-Leser-Buch.

 ISBN 978-3-453-43245-1  688  Seiten 9,95 € (D)   10,30 € (A)

(Heyne)